25. Juni 2019
Nachhaltigkeit

Der Wert des Mülls: Starting Ventures-Projekt ecovio® plus fördert Recyclingkultur in Westbengalen, Indien

25.06.2019

Bei der Entsorgung von Bioabfall in der indischen Stadt Kalyani spielt der zertifiziert kompostierbare und zum Teil biobasierte Kunststoff ecovio® eine zentrale Rolle. Seit 2018 läuft hier ein Starting Ventures-Pilotprojekt mit dem Ziel, die Trennung von Bioabfall zu fördern, neuen Plastikmüll zu vermeiden und schließlich hochwertigen Kompost für die landwirtschaftliche Verwendung zu erzeugen.   

Müllberge türmen sich auf Indiens Straßen und Landstrichen oder werden in Flüssen mitgeschwemmt. Hier vermischen sich Reststoffe aus Kunststoff, organischem Abfall und Elektroschrott – untrennbar und unverwertbar. Seit einigen Jahren unternimmt die indische Zentralregierung aktiv etwas gegen das Problem: Sie fördert den Einsatz zertifiziert kompostierbarer Verpackungen, Bioabfalltrennung sowie Initiativen für Recycling und Kreislaufwirtschaft. So auch die Regierung in Kalyani, einer Kleinstadt in Westbengalen, nahe Kolkata. Die Bevölkerung dort war bisher noch nicht mit der Trennung von Bioabfällen oder der Verwendung kompostierbarer Kunststoffbeutel vertraut. Um zertifiziert kompostierbare Biokunststoffe im größeren Maßstab in Indien einzuführen, bedarf es jedoch erfolgreicher Beispielprojekte.

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Bewohner der indischen Stadt Kalyani sammeln ihren Bioabfall mithilfe zertifiziert kompostierbarer Beutel aus ecovio®.

Das Pilotprojekt ecovio® plus: Beweis für Nachhaltigkeit

Einen solchen Beweis wollte Rowan Williams (Regional Market Development Manager Asia Pacific, BASF) mit dem Pilotprojekt ecovio® plus liefern: 2018 ins Leben gerufen, soll das Projekt zeigen, welchen positiven Beitrag der zertifiziert kompostierbare Biokunststoff ecovio® für die Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerung der Region leisten kann. Im ersten Schritt des Projekts wurden Anwohner für das Projekt gewonnen und über die Vorteile der Bioabfallsammlung aufgeklärt. Der in Beuteln aus ecovio® gesammelte Bioabfall wurde dann mithilfe einer Pilot-Kompostieranlage der australischen NGO „Stump Jump Foundation“ in hochwertigen Kompost verwandelt. Das Areal für die Anlage wurde von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellt. Die Verwendung zertifiziert kompostierbarer Verpackungen aus ecovio®, z.B. für Lebensmittel, anstatt konventioneller Kunststoffverpackungen, sollte zudem den Anteil nicht verwertbarer Abfälle im Hausmüll verringern und damit die Qualität des Bioabfalls erhöhen. Im letzten Schritt wurde der aufbereitete Kompost zusammen mit im Boden zertifiziert biologisch abbaubaren Mulchfolien aus ecovio® in regionalen Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt. Unabhängige Tests der regionalen Bidhan Chandra Krishi Viswa Vidyalaya (BCKV)-Universität werden nun die Wirkung des Komposts sowie die Nutzung von im Boden zertifiziert biologisch abbaubarer Mulchfolie beim Ackerbau prüfen.

ecovio® beweist sich auf neuem Terrain

Die biologische Abbaubarkeit von Kunststoffen wie ecovio® ist von einer Vielzahl Faktoren abhängig, darunter auch von der Zusammensetzung der Mikroorganismen, beispielsweise Bakterien und Pilze in der indischen Umgebung. „Zum Prüfen des Einsatzes von Kompost sowie der im Boden zertifiziert biologisch abbaubaren Mulchfolie initiierten wir mithilfe unseres Partners, der BCKV Universität, Langzeitversuche auf den landwirtschaftlichen Flächen in der Region“, so Projektleiter Williams. Die Tests wurden im Juli 2018 parallel mit dem Projekt angelegt und werden 2020 abgeschlossen sein. „Erste Ergebnisse zeigen, dass der kombinierte Einsatz der Mulchfolien aus ecovio® in Verbindung mit Kompost aus der getrennten Bioabfallsammlung erntesteigernde Effekte hat,“ fügt Williams hinzu.

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Versuche zeigen den biologischen Zersetzungsprozess der Mulchfolien aus ecovio®.

Innovation und Aufklärung gehen Hand in Hand

Neben dem Einsatz neuer Technologien müssen auch Verhaltensweisen geändert werden, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. „Vielen Menschen hier ist nicht bewusst, dass sie in ihrem Küchenmüll wertvolle Rohstoffe sammeln,“ so Williams. Ein Kernaspekt des Projekts ist daher auch die Aufklärung und das Umdenken hinsichtlich des Werts von Abfall. „Das Faszinierende an dem Projekt ist, dass es nicht allein um Verpackungen oder Bioabfallbeutel geht – tatsächlich müssen alle Teile des Projekts, von der Aufklärung über die Bioabfalltrennung, die Eigenschaften des Produkts und die Anwendung beim Ackerbau ineinandergreifen, um den Mehrwert zu schaffen.“

Ausblick

Momentan sind es Williams zufolge ungefähr 5.000 Haushalte, die sich am Projekt beteiligen. Diese Zahl möchte das Team um Williams in den nächsten Jahren steigern, sodass mit Unterstützung der städtischen Regierung perspektivisch sogar die gesamte Region involviert werden kann. Für die Skalierung auf große Maßstäbe gilt es auch, Partner zu gewinnen. Dies hat Williams als nächsten Schritt im Projekt vor.

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Birgit Hellmann
Global Sustainability Communications
Letzte Aktualisierung 25. Juni 2019