5. Dezember 2019
Nachhaltigkeit

Kooperation durch Transparenz: Projekt ReciChain fördert die Abfall-Wertschöpfungskette in Brasilien 

05.12.2019

In den letzten Jahren erfuhr Brasilien ein rasantes Städtewachstum. Heute leben rund neun von zehn Einwohnern Brasiliens in Städten. Die dabei entstehende Müllflut landete wegen der mangelhaften Entsorgungs-Infrastruktur bis vor Kurzem noch in der Umwelt oder auf illegalen Deponien. Dies schafft jedoch zugleich eine Lebensgrundlage für viele Menschen mit geringem Einkommen: Die sogenannten „Catadores“ sammeln täglich auf eigene Faust – und teilweise unter gesundheitsschädlichen Umständen – wiederverwertbaren Abfall wie Aluminiumdosen, PET-Flaschen oder Elektronikteile und erhalten für die Materialien Vergütung bei Stoffverwertern. 

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Teilnehmer des Cicade+Recicleiros-Programms bringen gesammelten Müll an eine Wertstoff-Sammelstelle. ReciChain ist einer der Projekt-Sponsoren.

Seit 2010 geht die brasilianische Regierung gegen das Problem der Müllflut vor. Der landesweit geltende Abfallentsorgungsplan umfasst die Errichtung moderner Mülldeponien sowie einer geeigneten Infrastruktur und fördert Recycling- und Abfallverwertungsprojekte. Auch das Starting Ventures-Projekt ReciChain von BASF, geleitet von Rafael Viñas, Head of Fundação Espaço Eco South America, und unterstützt von Fernando Barbosa, Head of Dispersions, Resins and Additives South America, wird einen Beitrag zu einer besseren Abfallwirtschaft in brasilianischen Städten leisten. Es hat zum Ziel, die unterschiedlichen Akteure der Wertschöpfungskette an einen Tisch zu bringen, Recycling voranzutreiben und die Lebensumstände der Müllsammler zu verbessern. 

 

Vom Müllsammler zur Abfallwirtschaft – eine Wertschöpfungskette entsteht

Mit dem nationalen Abfallentsorgungsplan wurden auch Hersteller für Endverbraucherprodukte in die Verantwortung genommen: Diese sind verpflichtet, einen Teil ihrer jährlich verwendeten Verpackungsmengen mit der Investition in Recycling- und Abfallentsorgungsmaßnahmen zu kompensieren. Diese Maßnahmen können die Verbesserung der Recycling-Infrastruktur beinhalten, aber auch Kommunikationsmaßnahmen zur Aufklärung von Endkunden über die korrekte Entsorgung von Haushaltsabfällen. Die Investitionen der Unternehmen werden in Form von Zertifikaten belegt, die sicherstellen, dass ein bestimmter Anteil Recyclingmaterials tatsächlich verwertet wurde. Die Zertifikate werden dabei von Kooperativen für Abfallsammler ausgestellt. Um die Transparenz in der Abfall-Wertschöpfungskette sicherzustellen, vermittelt BASF zwischen Müllsammlern, Unternehmen, Materialverwertern und weiteren Interessensgruppen. „Für uns war klar, dass wir in vielen Fällen erst Voraussetzungen schaffen mussten, um die Abfallwirtschaft nachhaltig zu verändern – hierzu gehören beispielsweise die Schulungen der Müllsammler,“ sagt Barbosa. Mit dem BASF-Partner, der Nichtregierungsorganisation „Recicleiros“, werden diese für ihre tägliche Arbeit geschult. Außerdem erhalten sie die nötige Ausstattung, um ihre Leistungen weiter zu verbessern.

 

Schulungen für die nachhaltige Investition in Mensch und Umwelt

„Eine der Herausforderungen des Projekts ist es, die Leistungen innerhalb der Kooperativen durch Investitionen in Infrastruktur und Schulungen zu steigern. Hierbei werden hohe Leistungen von Menschen erwartet, die in der Regel eine niedrige formale und technische Bildung haben“, so Erich Burger, Mitbegründer von Recicleiros. Das Schulungs- und Förderprogramm umfasst daher vier Themenfelder: Produktion, Verwaltung, Zusammenarbeit und Interessenvertretung. Das über 60 Monate andauernde Programm hat zum Ziel, die Unabhängigkeit der Kooperativen zu etablieren, um sie langfristig für ihre Arbeit zu befähigen. „Zusätzlich zu den Schulungsinhalten möchten wir den Teilnehmern eine Perspektive vermitteln. Viele lernen hier, grundsätzlich Verantwortung für ihre Arbeit und Zukunft zu übernehmen,“ so Burger. Bisher wurden rund 300 Müllsammler aus fünf Städten erfolgreich geschult, 12 weitere Städte wurden in einem Auswahlprozess 2019 bekanntgegeben. Der Plan ist, zukünftig jedes kommende Jahr zwölf weitere Städte mit dem Projekt zu erreichen.

Transparenz durch Technologie: Digitale Plattform für Akteure der Abfallwirtschaft

„Mit dem ersten Teil des Projektes wollten wir zeigen, wie die Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette zwischen Unternehmen, Müllsammlern und anderen Interessensgruppen gestaltet werden kann,“ so Barbosa. Zukünftig soll eine digitale Plattform eingesetzt werden, um den Weg vom Müll zum Zertifikat transparenter zu machen und zudem den finanziellen Transfer zu ermöglichen. Die Anwendung von Blockchain-Technologie soll dabei gewährleisten, dass die Belege den zahlenden Unternehmen zur Verfügung stehen. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns,“ so Barbosa. „Aber wir sind überzeugt, dass wir mit dem Projekt inklusive Arbeit schaffen und die Abfall-Wiederverwertung vorantreiben können. Damit soll ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Landes und zur Teilhabe der Bevölkerung daran geleistet werden.“

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Birgit Hellmann
Global Sustainability Communications
Letzte Aktualisierung 5. Dezember 2019