21. Februar 2017

Medien

Eine ganz besondere Verbindung

Salz ist weit mehr als ein Gewürz. Es steckt in Seife, Glas und Plastikdosen. Ohne Salz würde nicht nur der Suppe etwas fehlen.

Reich an weißem Gold: Salar de Uyuni in Bolivien ist die größte Salzwüste der Erde und bekannt für ihre markanten Salzkegel.

Obacht – Verwechslung möglich. Wer hat nicht schon mal den ersten Schluck Kaffee am Morgen gleich wieder ausspucken wollen, weil er versehentlich zum Salz- statt zum Zuckerstreuer gegriffen hat?

Steinböcke lecken an mineralhaltigen Steinen. Das enthaltene Natrium ist auch für Tiere überlebenswichtig.

Doch abgesehen vom Geschmack: Was hat Salz, das Zucker nicht hat, obwohl es ihm so ähnlich sieht? Es sind seine elektrostatischen Kräfte, die das Salz in all seinen Formen und Facetten zu einem ganz besonderen Grundstoff machen. Wenn wir im Alltag von Salz sprechen, meinen wir Natriumchlorid, umgangssprachlich Kochsalz. Aber chemisch ist das nur ein Salz unter vielen, denn alle ionisch aufgebauten festen Verbindungen gehören zu dieser Gruppe. Oft formen sie faszinierend aussehende Kristalle.
Aber nicht jeder Kristall ist ein Salz. Jedem Salz wohnt positive und negative Ladung und damit der Wunsch nach Verbindung inne. Diese Eigenschaft macht es zu einem Multitalent. Zum Beispiel im Badezimmer, wo es als Seife – chemisch betrachtet als Natrium- oder Kaliumsalze der Fettsäuren – darauf wartet, sich auf unserer Haut mit Fetten und den darin gefangenen Schmutzpartikeln zu verbinden. Praktisch auch, dass manche Pflanzenfarbstoffe genauso elektrostatisch bindungshungrig sind wie Salze – so wird der Rotweinfleck auf dem Flokati durch Einreiben mit Salz unsichtbar, weil Salz und Farbe einander anziehend finden.

„Unser Körper enthält im Durchschnitt 150 bis 300 Gramm Kochsalz. Ohne Salz wären wir nicht lebensfähig.“

Salz ist nicht gleich Salz

Salze können blass sein oder farbig, wie das violette Kaliumpermanganat, das wegen seiner desinfizierenden Wirkung im Deo steckt. Salze können würzig schmecken, wie Ammoniumchlorid, ein Bestandteil von Salmiak-Lakritz. Oder sie können süß schmecken, wie zum Beispiel Bleiacetat, das giftig ist, aber trotzdem bis ins 19. Jahrhundert als Zuckerersatz diente. Einige Salze sind sogar hochtoxisch, wie Kaliumcyanid, das bei der Goldgewinnung eingesetzt wird. Am bekanntesten ist Natriumchlorid. Doch 95 Prozent der weltweiten Kochsalzproduktion landen nicht etwa im Kochtopf, sondern dienen als industrieller Grundstoff für zahlreiche Produkte, von A wie Aluminium bis Z wie Zellstoff.

Besondere Eigenschaften zeigt Salz, wenn es in Bewegung, also flüssig, ist: „Ionische Flüssigkeiten bestehen aus elektrisch geladenen Molekülen“, erklärt Professor Barbara Kirchner vom Mulliken Center for Theoretical Chemistry an der Universität Bonn. In solchen Flüssigkeiten sind überraschende Reaktionen möglich. „Aus den unterschiedlichen Kombinationen von Molekülionen erhält man unendlich viele neue Flüssigkeiten“, so die Wissenschaftlerin. „Zurzeit werden beispielsweise ihre Eigenschaften als Energiespeicher im Bereich der Lithium-Luft-Batterien untersucht.“ Und in der Solarthermie sind ionische Flüssigkeiten wichtig als Wärmespeicher.

Salz ist auch in Seifen enthalten.

In Maßen zu genießen

Verzichten können wir wie alle Lebewesen unter keinen Umständen auf die physiologischen Funktionen des Salzes. Unser Körper enthält im Durchschnitt 150 bis 300 Gramm Kochsalz. Was ausgeschwemmt oder ausgeschwitzt wird, muss mit der Nahrung wieder zugeführt werden – in der Regel bis zu sechs Gramm pro Tag. Denn Natriumionen sind eine Art Universalregulator in unserem Körper: Für die Funktion der Nerven und Muskeln sind sie genauso wichtig wie für die Regulierung des Wasserhaushalts und Blutdrucks. Ohne Salz wären wir einfach nicht lebensfähig. Erstaunlich dabei ist, dass sich die physiologisch notwendige und die tödliche Dosis nur um den Faktor 20 unterscheiden. Nimmt ein Mensch am Tag etwa ein Gramm Salz pro Kilogramm Körpergewicht zu sich, stirbt er – abhängig von seiner körperlichen Verfassung – mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent. Ein Erwachsener mit einem Gewicht von 60 Kilogramm kann also von etwa 60 Gramm Salz innerhalb von 24 Stunden sterben, bei einem Kleinkind mit 15 Kilogramm Gewicht reicht schon ein großer Esslöffel voll mit 15 Gramm.