18. Februar 2021
Magazin

Beratung vor Ort

Große kommerzielle Agrarbetriebe nutzen Technologien, um Erträge, Nachhaltigkeit und Gewinne zu verbessern. In Ägypten stellt BASF diese Lösungen Landwirten mit kleinen und mittelgroßen Betrieben zur Verfügung, um ihnen zu mehr Eigenständigkeit zu verhelfen und ihre Lebensgrundlage zu verbessern. 

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Der Landwirt Shaaban Talha erhält über sein Handy während der Feldarbeit Informationen über das Krankheitsrisiko seiner Tomaten.

„Ich bin seit 21 Jahren Landwirt. Ich baue Tomaten und anderes Gemüse auf einer Fläche von 12 Feddan* an“, berichtet Shaaban Talha, dessen Hof sich in der ägyptischen Region Kafr asch-Schaich nördlich von Kairo befindet. „Ich stehe vor vielen Herausforderungen. Meine Nutzpflanzen können von Wurzelfäule, Echtem Mehltau, Braunfäule und Minierfliegen befallen werden. Das größte Problem letztes Jahr waren aber die niedrigen Preise. Das hat mir und anderen Betrieben in der Gegend große Verluste beschert.“

* 5 Hektar

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Landwirtschaftliche Erzeugnisse werden mit dem Lastwagen von der Region Nubareya, in der sich der Hof von Shaaban Talha befindet, zu Märkten in Kairo, Alexandria und Amreya gebracht.
Die Wahl des Marktes hängt von den aktuellen Preisen ab.
Das Projekt Ardena ist in Ägypten nach dreijähriger Entwicklungszeit an den Start gegangen. Im Moment konzentrieren wir uns darauf, es auf Algerien und Marokko auszuweiten. Als Teil des Starting-Ventures-Programms von BASF zielt es darauf ab, nachhaltige Geschäfts­lösungen zu entwickeln und Menschen mit geringem Einkommen eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen der Markt für BASF-Produkte erweitert und enge Geschäftspartnerschaften aufgebaut werden.“
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Thavy Staal

Früher: Sustainability Manager, Agricultural Solutions Africa & Middle East. Derzeit: Global Communications, BASF, Limburgerhof

Viele Landwirte in Ägypten haben wie Talha oft keinen Zugang zu Technologien wie Satellitenkommunikation, Internet, Big Data und künstlicher Intelligenz.
All dies nutzen größere landwirtschaftliche Betriebe, um die Wetterverhältnisse vorherzusagen und damit vorbeugende Maßnahmen zum Schutz ihrer Ernten ergreifen zu können. Fehlt der Zugang zu den richtigen Informationen, benachteiligt dies die Landwirte mit oft schlimmen Folgen, wenn der Lebensunterhalt der gesamten Familie davon abhängt. BASF arbeitet daran, dies zu ändern.

 

Das im Jahr 2020 von BASF in Ägypten eingeführte Warnsystem für Pflanzenkrankheiten Ardena überträgt seine Benachrichtigungen per SMS auf die Mobiltelefone der registrierten Landwirte. Es vernetzt diese mit einem hoch entwickelten Frühwarnsystem, das mithilfe von Satellitentechnik und künstlicher Intelligenz in Echtzeit individuell zugeschnittene Empfehlungen gibt. Diese helfen dabei, die Produktivität der Landwirte zu steigern.

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Auf einem Hof in der Nachbarschaft von Shaaban Talha wird die Tomatenernte eingefahren.
Kleinbauern sind über abgelegene Regionen verstreut und deshalb schwer zu erreichen. Außerdem ist die Analphabetenrate hoch. Sie brauchen jemanden, mit dem sie über ihre Probleme sprechen können, der sie vor veränderten Bedingungen warnt und fundiert berät. Unsere Agrarwissenschaftler bieten diese Unterstützung und geben unter anderem Ratschläge, wie sie Pflanzenschutzmittel sicher anwenden. In mobilen landwirtschaftlichen Kliniken werden Einzelgespräche geführt. Wir nehmen uns Zeit, um ihre Probleme zu verstehen.“
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Inji Zaki

Regional Sustainability & Digitalization Manager, BASF, Kairo/Ägypten

one of the farmers collecting the Tomato Corps he is collecting in Mohamed Mragae Land in Nubareya
Ägypten ist der fünftgrößte Tomatenerzeuger der Welt und produziert dank der örtlichen ­Klima- und Bodenbedingungen etwa 8 Millionen Tonnen pro Jahr.

In Ägypten werden etwa 80 Prozent der Ackerfläche von Kleinbauern bewirtschaftet. Ihnen bei der Bekämpfung von Krankheiten zu helfen, erhöht nicht nur ihr Auskommen, sondern verbessert auch die Ernährungssicherheit. Ardena, was auf Arabisch „unser Land“ bedeutet, vermittelt den Landwirten Informationen, wie sie sicher und präziser Pflanzenschutzmittel einsetzen, um höhere Erträge zu erzielen. Die Lösung funktioniert sowohl auf einfachen Mobiltelefonen als auch auf Smartphones. Der Warndienst steht auch örtlichen Fachhändlern zur Verfügung,die ein wichtiges Bindeglied in der Kommunikation sind.

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Mohamed Shams zeigt Shaaban Talha und anderen Landwirten aus der Gegend in seinem Geschäft einige der Produkte, die eingesetzt werden können, um Pflanzenkrankheiten vorzubeugen.
Kleinbauern sind offen für Innovationen. Ihr Lebens­unterhalt hängt davon ab, denn es geht jedes Jahr aufs Neue um ihre Existenz. Unsere Dienste nutzen Satelliten­technik und kombinieren Aufnahmen der Felder mit Wetterdaten, um die Krankheitsanfälligkeit von Pflanzen vorherzusagen. Diese wird dem Landwirt durch Textnachrichten übermittelt – begleitet von Ratschlägen zu möglichen Maßnahmen: etwa Hinweisen zu Produkten, der Bedeutung persönlicher Schutzausrüstung und den nächstgelegenen Fachhändlern.“
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Abhijeet Sharma

Digital Development und Roll Outs Europe, Africa & Middle East, BASF, Limburgerhof

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Die Tomatenpflanzen in der Region sind besonders anfällig für Kraut- und Braunfäule. Diese Krankheiten können ohne das richtige Pflanzenschutzmittel die Ernte vernichten. 

Der Fachhändler von Talha ist Mohamed Shams. Von seinem Laden im Dorf Bangar el Sokar aus beliefert er 150 Landwirte in der Region. „Einige der größten Probleme, mit denen die Landwirte in diesem Gebiet konfrontiert sind, ist der vorzeitige Fruchtfall, wenn die Pflanze also Früchte verliert, bevor diese reif sind“, sagt Shams. Ardena warnt ihn vor Pilzerkrankungen wie der Dürrfleckenkrankheit oder der Kraut- und Braunfäule, damit er die entsprechenden Pflanzenschutzmittel auf Lager hat und darauf vorbereitet ist, die Fragen der Landwirte zu beantworten. Der Informationsfluss zu den Landwirten wird auch durch mobile landwirtschaftliche Kliniken unterstützt. Dort treffen Agrarwissenschaftler von BASF die Landwirte in der Nähe ihrer Höfe persönlich, um ihre Probleme zu besprechen.

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Landwirte brauchen eine vertrauenswürdige Informationsquelle, um ihre Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Mobile landwirtschaftliche Kliniken kommen diesen Bedürfnissen nach.

Jährlich werden bis zu 25 solcher Kliniken organisiert, die 14 Gebiete des Landes abdecken und derzeit 5.000 Landwirte erreichen. Solche Treffen waren 2020 aufgrund der Coronavirus-Pandemie zwar nicht möglich, sie werden aber wieder stattfinden, wenn es die Sicherheitslage wieder zulässt.

 

Die mobilen landwirtschaftlichen Kliniken und Ardena helfen dabei, die Unsicherheit für Landwirte wie Talha zu verringern. „Die Klinikinitiative hat einen sehr positiven Effekt, weil sie uns in der Nähe unserer Felder erreicht“, sagt er. „Ich habe Beratung aus erster Hand zu meinem Braunfäule-Problem bekommen. Das hat mir Zeit und Mühe erspart.“

 

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