Geschichte

Giftgasproduktion im Ersten Weltkrieg

Deutschland droht schon bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs ein akuter Munitionsmangel, weil Salpeter nicht in ausreichender Menge für die Sprengstoffherstellung zur Verfügung steht. Militärs beider Seiten suchen nach neuen Waffen. Fritz Haber (1868–1934), der zusammen mit BASF die Ammoniaksynthese entwickelt hatte und inzwischen Leiter der Chemie-Abteilung im Preußischen Kriegsministerium ist, schlägt die Verwendung von Chlorgas als Kampfstoff vor. Chlorgas wird in jedem chemischen Unternehmen als Grundstoff verwendet und ist deshalb verfügbar. 1915 erfolgt bei Ypern/Belgien an der Westfront der erste Chlorgasangriff; der „chemische Krieg“ hat begonnen.

Im Laufe des Ersten Weltkrieges werden weitere Chemikalien (zum Beispiel Phosgen (Grünkreuz)) als Kampfstoffe eingesetzt und neue Kampfstoffe (zum Beispiel Lost, auch Senfgas (Gelbkreuz) genannt) entwickelt.

BASF wird während des Ersten Weltkriegs zum Hauptlieferanten für Chlor und Phosgen. Phosgen, das sie seit der Jahrhundertwende als Zwischenprodukt für die Farbstoffherstellung produziert, liefert sie direkt an die Heeresverwaltung. An andere Firmen liefert BASF Zwischenprodukte (Ethylen-Chlorhydrin und Thiodiglykol) zur Weiterverarbeitung zu Lost.

Über die genaue Anzahl der Giftgasopfer liegen verschiedene Schätzungen vor. Es kann als gesichert gelten, dass bis Kriegsende (1918) zehntausende Soldaten durch Giftgas sterben.