Im Gedenken an die Opfer der Explosionen von 1943 und 1948
1943 und 1948 erschüttern schwere Explosionen das Werk Ludwigshafen. Die Ursachen und die Folgen der beiden Explosionsunglücke auf dem Gelände der heutigen BASF SE ähneln sich auf den ersten Blick sehr. Die zeithistorischen Umstände aber sind sehr verschieden. Beide Gaswolkenexplosionen fordern zahlreiche Menschenleben, zerstören Infrastruktur, traumatisieren – und werden in ihrer Zeit doch sehr unterschiedlich aufgearbeitet. Während das Unglück 1948 zum Medienereignis wird, erreicht die Explosion 1943 das öffentliche Gedächtnis nicht. Was ist heute über die Ursachen der Explosionsunglücke bekannt? Worin ähneln, worin unterscheiden sie sich? Wer waren die Opfer? Auch diesen Fragen nähert sich die Multimediaseite aus unterschiedlichen Perspektiven an.
Die wichtigsten Fakten zum Unglück 1943
Das Unglück
Inmitten des Zweiten Weltkriegs, kurz vor den ersten großen Luftangriffen auf Ludwigshafen a. Rh., kommt es am 29. Juli 1943, gegen 18 Uhr, zu einer schweren Explosion auf dem Werksgelände der damaligen I.G. Farbenindustrie AG.
Die Ursachensuche
Interne und externe Sachverständige werden eingeschaltet, um die Unglücksursache zu untersuchen. Eine Vermutung ist, dass ein „Sabotageakt“ die Explosion auslöste. Im NS-Regime wird die Explosion geheim gehalten und die Öffentlichkeit im Unklaren gelassen.
Das Unausgesprochene
Zu den Opfern der Explosion dringen 1943 keine offiziellen Angaben nach außen. Auch hier greift die kriegsbedingte Geheimhaltung. In der Werkszeitung erscheint nur eine unvollständige Namensliste der Verstorbenen, ohne die Todesursache zu benennen. Was hier auch nicht ersichtlich wird: Zwangsarbeitende sind unter den Toten.
Die Opfer
64 Menschen verlieren am 29. Juli 1943 ihr Leben. 526 Personen werden zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem Werksgelände der I.G. Farbenindustrie AG verletzt. Von drei ausländischen Todesopfern lässt sich bis heute trotz intensiver Recherchen die Identität nicht zweifelsfrei klären.
Die Ursachen
Was können wir heute wissen, warum Kesselwagen „Mainz 514 442“ am 29. Juli 1943 aufriss? Eine Erkenntnis aus den Quellen: Er war um 15 Prozent überfüllt.
Das Gedenken
Gedenken unter neuen Vorzeichen: Heute erinnert eine aktualisierte Gedenktafel an alle 64 Todesopfer, die das Explosionsereignis 1943 forderte.
Die wichtigsten Fakten zum Unglück 1948
Das Unglück
Am 28. Juli 1948, um 15.43 Uhr, kommt es bei hochsommerlichen Temperaturen zu einer Gaswolkenexplosion auf dem Werksgelände in Ludwigshafen. Sie trifft ein Werk und eine Stadt im Wiederaufbau. [Quelle: BASF Corporate History; Fotograf: unbekannt]
Die Opfer
207 Menschen sterben am 28. Juli 1948. Auch wenn alle Opfer namentlich bekannt sind, lassen sich nicht alle Toten zweifelsfrei identifizieren. 3.818 Menschen bleiben zum Teil schwer verletzt zurück. [Quelle: Stadtarchiv Ludwigshafen a. Rh., Fotograf: Hans Roden, Presse-Berichterstattung, Mannheim]
Die Ursachensuche
Explosionsherd ist ein zweites Mal ein Kesselwagen, der mit einem explosionsfähigen Gasgemisch gefüllt ist. Wieso platzt er auf? Wie läuft die Explosion ab?
Die Ursache
Was heute sicher rekonstruierbar ist, gibt 1948 im beginnenden Kalten Krieg Anlass zu vielerlei Spekulation. [Quelle: BASF Corporte History, Fotograf: unbekannt]
Hilfe
Die Anteilnahme der Öffentlichkeit ist überwältigend. Unterschiedlichste Gruppen und Organisationen packen mit an, um möglichst viele Menschenleben zu retten. Auch Soldaten der US-amerikanischen und französischen Besatzung sind unter den ersten Helfenden am Unglücksort. [Quelle: Stadtarchiv Ludwigshafen a. Rh., Fotograf: Hans Wagner, Haardt]
Die Presseberichterstattung
Das Echo in der Presse ist laut. Das Explosionsereignis in Ludwigshafen macht natürlich in den regionalen Medien, aber auch weltweit Schlagzeilen. [Quelle: Stadtarchiv Ludwigshafen a. Rh.]
Das Gedenken
Zum 75. Jahrestag des Unglücks gedenken BASF und die Stadt Ludwigshafen a.Rh. gemeinsam der Toten und Verletzten.
Hinter den Kulissen bei BASF Corporate History
Wieso erinnert BASF gleichzeitig an zwei Unglücke? Was haben sie gemeinsam, was unterscheidet sie? Wie viel lässt sich aus den Quellen rekonstruieren – und was nicht? Mitarbeitende von BASF Corporate History geben Einblick in ihre Recherche.
