Forschungskooperationen - Formel für Erfolg

Einige herausragende Meilensteine der BASF-Forschungsgeschichte sind das Ergebnis von Kooperationen mit Wissenschaftlern, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen. Strategischen Stellenwert genießen sie aber erst in jüngerer Vergangenheit.

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Indigo, König der Farbstoffe

Indigo ist im 19. Jahrhundert der wichtigste blaue Naturfarbstoff. Um die Synthese des „Königs der Farbstoffe“ entsteht ein Wettlauf, den BASF auch deshalb gewinnt, weil sie Impulse von außen in die eigene Forschung einbezieht. 1800 erwirbt sie das Patent des Münchner Chemieprofessors Adolf von Baeyer (1835-1917), dessen Verfahren zur Indigosynthese sich aber als nicht wirtschaftlich erweist. Einen erneuten Impuls von außen bringt 1890 der Züricher Chemieprofessor Karl Heumann (1850–1894). Auf Basis seiner Synthese kann BASF schließlich 1897 und vor allen Konkurrenten ihr "Indigo rein BASF" auf den Markt bringen.

Die Zähmung des Stickstoffs

Um 1900 suchen chemische Industrie und Wissenschaft nach einer Möglichkeit, Luftstickstoff zu binden. Denn nur in gebundener Form können Pflanzen ihn als Nährstoff nutzen. Zusammenarbeit, aber auch ein interdisziplinärer Ansatz führen zum Erfolg: Die Arbeiten des Karlsruher Chemikers Fritz Haber (1868–1934) lassen 1908 die Stickstoffbindung (in Form von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff) möglich erscheinen. Mit der Ausarbeitung seines Verfahrens im großtechnischen Maßstab betraut BASF Carl Bosch (1874-1940). Als Chemiker und Ingenieur bringt er für diese Mammutaufgabe die entscheidende Kombination von Know-how dieser beiden Fachrichtungen mit. Denn ein so hoher Reaktionsdruck, wie ihn Habers Verfahren vorsieht, ist in der chemischen Industrie völliges Neuland. Mit seiner apparativen Lösung macht Carl Bosch BASF zum Pionier der Hochdrucktechnologie, als 1913 die erste Ammoniaksynthese der Welt in Betrieb geht.

Der lange Weg zur Vitamin A-Synthese

BASF-Forschungsleiter Walter Reppe (1892–1969) beauftragt 1953 Horst Pommer (1919–1987) mit der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Synthese von Vitamin A auf Acetylen-Basis. Vitamine gewinnen in dieser Zeit zunehmend an Bedeutung, zunächst insbesondere in der Tierernährung. Zwar glückt bis 1955 tatsächlich eine Vitamin A-Synthese auf Acetylen-Basis, doch erweist sich diese als wirtschaftlich unrentabel. Ein entscheidender Anstoß kommt schließlich von außen durch eine Entdeckung aus der Hochschulforschung, die später mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wird: die sogenannte Wittig-Reaktion. Bei der praktischen Umsetzung der neuen Synthese beschreitet BASF verfahrenstechnisches Neuland. So dauert es nach der Inbetriebnahme einer kleinen Produktionseinheit mit einer Kapazität von 30 Jahrestonnen weitere sechs Jahre, bis 1970 in Ludwigshafen die Produktion der ersten Großanlage für Vitamin A und E anläuft.

Nach dem Vorbild der Natur

Fungizidexperten der BASF machen sich in engem Austausch mit Hochschulforschern ein System zunutze, das Pilze entwickelt haben, um andere Pilze abzuwehren. Timm Anke (Universität Kaiserslautern) entdeckt in den 1970er Jahren den Wirkstoff und nennt ihn Strobilurin A. Seine Strukturaufklärung gelingt Wolfgang Steglich (Universität Bonn). BASF erkennt das Potenzial für den Pflanzenschutz: Seit 1983 forschen hier Hubert Sauter und sein Team an einem Wirkstoff aus der Gruppe der Strobilurine. 1986 kann BASF den ersten von ihnen, Kresoxim-methyl, zum Patent anmelden – nur zwei Tage vor der Konkurrenz. Ein Meilenstein in der Fungizidforschung. 1996 kommen die ersten Produkte aus der Wirkstoffklasse in den Handel, unter ihnen das Mehltau-Fungizid Brio.

Ganz zu Anfang stellt BASF Produkte in Lizenz her oder kopiert bereits bekannte Verfahren, erkennt aber, dass diese Strategie nicht zukunftssicher ist. Eigene wissenschaftliche Forschung ist unerlässlich für innovative Produkte.

Deshalb benennt BASF 1868, nur drei Jahre nach ihrer Gründung, mit Heinrich Caro (1834–1910) den ersten Forschungschef. Der Grundstein für den weiteren Ausbau der eigenen Forschung sowie für die daraus resultierende Entwicklung zahlreicher innovativer Produkte ist gelegt. Damit ist BASF ein Beispiel für die im 19. Jahrhundert einsetzende sogenannte Verwissenschaftlichung der Wirtschaft, ein Modellfall der Chemie als „science based industry“.

Gleichzeitig zeigt das Beispiel BASF, dass der Wissenstransfer zwischen Industrie und Wissenschaft wichtige Impulse gibt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Wissenschaft zieht sich als roter Faden durch ihre Geschichte. Einige herausragende BASF-Innovationen, wie zum Beispiel die Indigo- oder Ammoniaksynthese, kommen erst in Kooperation mit externen Wissenschaftlern zustande.

Anders als heute haben sie jedoch lange Zeit punktuellen Charakter, werden nicht systematisch entwickelt und genießen keinen strategischen Stellenwert. Ähnliches gilt für die interdisziplinäre Zusammenarbeit von BASF-Forschern: Aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit, ist sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch eher die Ausnahme.

Heute unterhält BASF ein internationales und interdisziplinäres Forschungsnetzwerk mit ca. 70 eigenen Forschungsstandorten weltweit und rund 600 Kooperationspartnern – Universitäten, Forschungsinstitute und Unternehmen.