Grenzach
Schwere Zeiten

Werkwohnungen in der Köchlinstraße.
1923 – 1947: In der Weimarer Republik, unter dem NS-Regime und während des zweiten Weltkriegs durchleben die Menschen in Deutschland schwere Zeiten.
Im Werk Grenzach schwanken Produktionsauslastung und Rahmenbedingungen erheblich. Um die Mitarbeitenden vor Inflation und Mangel zu schützen, werden Teile der Gehälter in Schweizer Franken oder Lebensmittelmarken gezahlt und weitere Werkwohnungen gebaut.
„Ich wohne fast seit meiner Geburt in einer Werkwohnung“, erklärt lachend Marianne Müller. 1965 hat ihr Vater die neu gebaute Vierzimmerwohnung im fünften Stock des Hochhauses an der Scheffelstraße bekommen. Er wollte einen Balkon mit Blick auf „seine Fabrik“. Die Miete war günstig, die Wohnung modern und nah am Werk. Dank speziellen Bons konnte man direkt hinter dem Hörnle-Zoll Schweizer Teigwaren und Kaffee kaufen. Nach dem Tod des Vaters 1974 behielt die Mutter ein lebenslanges Wohnrecht. Marianne Müller lernte 1979 bei Ciba-Geigy Laborantin und kaufte Anfang der 1990er-Jahre die Werkwohnung zu einem günstigen Preis. Die Mutter lebte bis kurz vor ihrem Tod mit 91 Jahren noch bei ihr. Marianne Müller wohnt mit ihrem Mann, einem Arbeitsplatzflirt, weiterhin in der früheren Werkwohnung – und will nicht fortziehen: „Die Nachbarschaft ist immer noch wie eine Familie, alle gucken aufeinander und helfen sich.“ //

Wir Kinder aus den Werkwohnungen sind fest mit Grenzach verwurzelt. Ich liebe die Lage, meinen Balkon mit Blick zum Werk und die Nachbarschaft.“