10. Februar 2025

Grenzach

Sanierung der Kesslergrube: BASF startet detaillierte Untersuchungen zur Wärmebehandlung der Altablagerung

Mit Beginn des Jahres 2025 startet BASF mit ersten konkreten Vorbereitungen für die neue Sanierungsplanung ihres Anteils der Kesslergrube in Grenzach-Wyhlen: Im zweiten Quartal beginnen verschiedene zusätzliche Untersuchungen von Boden und Grundwasser, um die Belastung im BASF-Perimeter genauer zu erfassen und einzugrenzen. Sie sollen dabei helfen, die Wärmebehandlung, in Fachkreisen auch thermische Dekontamination genannt, als vorläufige Vorzugsvariante für die Sanierung zu beurteilen und die Umsetzung der Sanierung zu planen. Die umfangreichen ergänzenden Untersuchungen werden in den kommenden drei bis vier Jahren erfolgen.

Schrägloch- und Vertikalbohrungen zur Erkundung des Bodens

Zunächst werden im Bereich der industriellen Kläranlage von BASF ergänzende Bohrungen im Boden vorgenommen. Das Grundwasser-Monitoring hatte nach Abschluss der Roche-Sanierung Hinweise auf einen Belastungsschwerpunkt ergeben, der sich in einem Teilbereich des BASF-Perimeters in der Nähe der industriellen Klärbecken und teilweise darunter befindet, während die Belastung in den übrigen Bereichen des Perimeters wesentlich geringer ausfällt. „Mit den Bohrungen erhalten wir genauere Informationen zur Ausdehnung und Zusammensetzung der Ablagerung sowie der Beschaffenheit des Untergrunds“, erklärt Livio Ulmann, Projektleiter für die Sanierung der Kesslergrube bei BASF.

Ein Spezialunternehmen wird dazu Schräglochbohrungen mit einer Bohrlänge von maximal 35 Metern vornehmen, die bis unter die Klärbecken reichen. Vertikalbohrungen, bis maximal 15 Meter tief, ergänzen das Untersuchungs-programm. Die Bohrkerne werden anschließend auf Zusammensetzung und Schadstoffgehalt sowie physikalische Eigenschaften untersucht. Auch sind umfangreiche ergänzende Laborversuche vorgesehen, die sicherstellen sollen, dass die Wärmebehandlung wirksam eingesetzt werden kann. Die Bohrungen werden voraussichtlich ab Mitte Mai in einem Zeitraum von vier Wochen erfolgen.

Ergänzende detaillierte Untersuchungen des Grundwassers

In einem nächsten Schritt werden im Anschluss bis Ende 2028 weitere ergänzende Untersuchungen im Grundwasser erfolgen. Dazu werden an verschiedenen Stellen auf dem BASF-Perimeter der Kesslergrube insgesamt 15 neue Entnahmebrunnen und Grundwassermessstellen eingerichtet und in Betrieb genommen. Über diese Brunnen wird Grundwasser aus dem Perimeter abgepumpt und analysiert.

„Nach Abschluss der Roche-Sanierung im Jahr 2023 ist es möglich geworden, die tatsächliche Belastung des BASF-Anteils der Kesslergrube zu ermitteln. Die ersten Erkenntnisse sollen durch die detaillierteren Grundwassermessungen vertieft werden“, erläutert der Projektleiter. Gleichzeitig werden mit den Langzeitpump-versuchen bereits Schadstoffe aus dem Perimeter entfernt.

Bei den Langzeitpumpversuchen wird das geförderte Grundwasser analysiert, danach in eine temporär betriebene Grundwasserreinigungsanlage geführt und dort gereinigt. Diese Grundwasserreinigungsanlage wird in einer neuen Leichtbauhalle untergebracht. Das gereinigte Grundwasser wird dann in die industrielle Kläranlage von BASF eingeleitet.

Sicherheit hat bei der Ausführung der mit den zusätzlichen Untersuchungen verbundenen Bautätigkeiten höchste Priorität. Ein maßgeschneidertes Schutzkonzept gewährleistet, dass alle Vorgaben im Arbeits- und Umweltschutz berücksichtigt werden. Über weitere Einzelheiten der Baumaßnahmen und den Fortschritt der Untersuchungen wird BASF regelmäßig berichten – unter anderem auf ihrer Webseite www.basf-grenzach.de. Auch können sich Interessierte über den BASF News-Service regelmäßig zum aktuellen Stand der Maßnahmen informieren lassen.

Untersuchungen zur weiteren Validierung der Sanierungsmethode Wärmebehandlung

Die Bohrungen und Grundwasseranalysen sind Teil der Sanierungsuntersuchung. Sie sollen dazu beitragen, dass die vorläufige Vorzugsvariante für die Sanierung, die Wärmebehandlung, beurteilt und nachfolgend ein Sanierungsplan mit den Einzelheiten zum Sanierungsvorgehen ausgearbeitet werden kann. Dies wird weitere ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen.

Bei der Wärmebehandlung ist geplant, Wasserdampf über Lanzen in das belastete Grundwasser einzutragen. Durch die Wärme werden im Untergrund befindliche Schadstoffe mobilisiert. Die in den Untergrund eingetragene Wärme steigt auf und transportiert dabei die mobilisierten Schadstoffe Richtung Oberfläche. Unter einer Oberflächenabdichtung wird das Dampf-Gemisch kontrolliert erfasst und mit Vakuum abgesaugt. Aus diesem abgesaugten Gemisch werden dann die Schadstoffe gezielt abgetrennt und anschließend fachgerecht entsorgt.

Mit der Wärmebehandlung können die relevanten Schadstoffe endgültig aus dem Boden entfernt werden – bei einer kurzen Sanierungsdauer von einem halben bis zu einem Jahr. Es können auch Belastungen unterhalb der Klärbecken von BASF erreicht werden. Es handelt sich um eine etablierte und fortschrittliche Methode zur endgültigen Entfernung von relevanten Schadstoffen aus Boden und Grundwasser. Die Wärmebehandlung ist räumlich gut abgrenzbar, zielgerichtet und schnell umsetzbar. Im Vergleich mit anderen Sanierungsverfahren zeichnet sie sich durch eine deutlich positivere CO2-Bilanz aus.

„Ziel von BASF ist es, eine nachhaltige sowie auf die bestehende Belastungssituation maßgeschneiderte Sanierung durchzuführen. Die Sanierungsplanung wird sich an allen rechtlichen und fachtechnischen Anforderungen orientieren und folgt dem aktuellen Kenntnisstand der Sanierungstechnik“, so Ulmann. „Dabei konsultieren wir das Landratsamt Lörrach als Aufsichtsbehörde im Laufe dieses Prozesses regelmäßig.“

Ausblick auf die Genehmigungsphase und Umsetzung

An die Sanierungsplanung schließt sich die Genehmigungsphase durch die zuständigen Behörden an. Dabei wird auch die Altlastenbewertungskommission des Landes Baden-Württemberg in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Voraussichtlich kann mit der Sanierungsmethode der Wärmebehandlung im Jahr 2030 begonnen und die Sanierung nach einer kurzen Sanierungsdauer von einem halben bis zu einem Jahr abgeschlossen werden. Das Vorgehen erfolgt jeweils in enger Abstimmung und mit Genehmigung der zuständigen Behörden.

Hintergrundinformationen zur Sanierung des BASF-Anteils der Kesslergrube

Die Sanierung des östlichen Teils der Kesslergrube in Grenzach-Wyhlen – rund 32.000 Quadratmeter und zwei Drittel der Gesamtfläche – liegt in der Verantwortung von BASF. Bei der Kesslergrube handelt es sich um eine Mischdeponie, die mit Bewilligung der Behörden vor rund siebzig Jahren angelegt worden ist. Dabei wurden in der Deponie Erdaushub, Bauschutt, Hausmüll und Abfälle der chemisch-pharmazeutischen Industrie in unterschiedlichen Anteilen abgelagert. Der Anteil an Abfällen aus der chemischen Produktion lässt sich im BASF-Anteil aufgrund historischer Recherchen und Untersuchungen auf zwei bis drei Prozent abschätzen. Verfüllt wurden die Gruben durch ortsansässige Industriebetriebe, Müllfuhrunternehmen und die Standortgemeinde.

Von der Kesslergrube geht keine unmittelbare Gefährdung aus. Das Areal befindet sich außerhalb der Trinkwassergewinnung. Der Abstrom des Grundwassers wird seit vielen Jahren sehr genau überwacht und wird zudem durch den Betrieb eines nahegelegenen Werksbrunnens so abgelenkt, dass das Grundwasser nicht in Richtung Rhein abfließen kann.

Nach Abschluss der Roche-Sanierung im westlichen Teil der Kesslergrube im Jahr 2023 ist es erstmals möglich, spezifische, auf den BASF-Anteil der Kesslergrube ausgerichtete Sanierungsuntersuchungen durchzuführen und eine ausschließlich auf den BASF-Anteil fokussierte Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen. So zeigten zusätzliche Analysen des Grundwassers, dass die Belastung eine abnehmende Tendenz aufweist. Auch geben die Analysen Hinweise auf einen Belastungsschwerpunkt, der sich in einem Teilbereich des BASF-Perimeters in der Nähe der industriellen Klärbecken von BASF und teilweise darunter befindet, während die Belastung in den übrigen Bereichen des Perimeters wesentlich geringer ausfällt.

BASF hat deshalb entschieden, die ursprünglich geplante Einkapselung ihres Anteils der Kesslergrube zu stoppen und eine ergebnisoffene Neubewertung des Sanierungsvorgehens durchzuführen. Auf Basis der nach Abschluss der Roche-Sanierung gewonnenen Erkenntnisse wurde ein Ideenwettbewerb durchgeführt. Experten unterschiedlicher, auf Altlasten spezialisierter Ingenieurbüros haben mögliche, teils neue und fortschrittliche Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen. Eine intensive Prüfung ergab die Wärmebehandlung zur Entfernung von Schadstoffen aus Boden und Grundwasser als vorläufige Vorzugsvariante für die Sanierung. Diese ist in Fachkreisen auch als thermische Dekontamination bekannt. Die vorläufige Vorzugsvariante wird vom Landratsamt Lörrach als zuständiger Genehmigungsbehörde unterstützt.

Über BASF

Chemie für eine nachhaltige Zukunft, dafür steht BASF. Wir verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt und gesellschaftlicher Verantwortung. Rund 112.000 Mitarbeitende in der BASF-Gruppe tragen zum Erfolg unserer Kunden aus nahezu allen Branchen und in fast allen Ländern der Welt bei. Unser Portfolio umfasst sechs Segmente: Chemicals, Materials, Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care und Agricultural Solutions. BASF erzielte 2023 weltweit einen Umsatz von 68,9 Milliarden €. BASF-Aktien werden an der Börse in Frankfurt (BAS) sowie als American Depositary Receipts (BASFY) in den USA gehandelt. Weitere Informationen unter www.basf.com.

Franz Kuntz
Mediensprecher - Deutschsprachige Medien
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