Ludwigshafen

Themenschwerpunkt "Ravel_150"

Alexander Krichel ©Raimar von Wienskowski

Ravel_150

2025 wäre Maurice Ravel 150 Jahre alt geworden. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, dem französischen Komponisten einen Schwerpunkt zu widmen. Sechs Konzerte im November und Dezember bieten die Möglichkeit, in die Welt des großen Impressionisten einzutauchen, bekannte Meisterwerke wiederzuentdecken oder selten gehörte Kostbarkeiten neu kennenzulernen. Und natürlich darf bei einem musikalischen Grenzgänger und Wegbereiter wie Ravel auch der Jazz nicht fehlen.

"Schuberts Freundlichkeit, Mendelssohns Ritterlichkeit, Liszts Großzügigkeit und Albéniz’ Feingefühl finden sich bei ihm vereint."
- Marguerite Long

Alle Welt kennt den Boléro. Aber wer war dieser nur 1,58 m große Mann, der 1875 in einem pyrenäischen Bergdorf als Sohn einer Baskin und eines Schweizer Ingenieurs geboren wurde und 1937 nach jahrelanger Nervenkrankheit an den Folgen einer Gehirnoperation starb?
Zeitgenossen zeichneten von ihm das Bild eines Dandys. Noch 41-jährig lebte er bei seiner Mutter. Sein Privatleben? Kaum dokumentiert. Mögliche Liebschaften? Unbekannt. Persönliche Details? Der Öffentlichkeit vorenthalten. Zeitlebens Junggeselle erhielt seine Masseurin sein Erbe.
Ravel war ein Exot, der sich selbst als „artificiel par nature“ charakterisierte, der in den besten Pariser Salons, aber auch in den Kneipen der Bohème verkehrte. Ein Liebhaber korrekter Kleidung. Es existiert kein Foto, auf dem Ravel nicht perfekt angezogen zu bewundern ist, mit plissierten Hemden, Krawatte oder Fliege und dreiteiligem Anzug – gerne inklusive Einstecktuch, Monokel und Manschettenknöpfen. Ein Freigeist durch und durch, von zartem Wesen, hypersensibel, aber ein kritischer Mensch mit messerscharfem Verstand.

„Seine musikalischen Urteile waren sehr genau, und ich würde sagen, dass er der einzige Musiker war, der ‚Le sacre du printemps‘ sofort verstand.“, soll Igor Strawinski einmal über seinen Komponistenkollegen gesagt haben. Und Ravel selbst war der Meinung: „Ich verlange nicht, dass man meine Kompositionen interpretiert. Ich erwarte lediglich, dass man sie spielt.“
Sein Talent wurde früh entdeckt und mit Wohlwollen der Eltern gefördert. Zunächst war alles auf eine pianistische Karriere angelegt. Für stundenlanges Üben hatte Ravel jedoch nicht viel übrig. „Sie sind ein Verbrecher: Sie sollten der Klassenbeste sein – und sind der Letzte!“, schimpfte sein Lehrer Charles de Bériot. Wie gut für die Nachwelt, dass Ravel im Komponieren mehr Fleiß an den Tag legte. Aufgrund seiner Detailversessenheit und Genauigkeit – Strawinsky nannte ihn den „Schweizer Uhrmacher unter den Komponisten“ – blieb Ravels OEuvre vergleichsweise klein, ein Großteil fiel seiner Selbstkritik zum Opfer.
Ravels Musik bewegt sich zwischen zwei Welten. Zwischen einer spätromantischen und einer modernen. Zwischen dem Bewahren und dem Auflösen der Form. Zwischen musikalischer Einfachheit und Komplexität. Zwischen Sinnlichkeit und Kalkulation, extrem ausgereizter Harmonik und einprägsam-mechanisierter Rhythmik. Ein Meister der musikalischen Farben, der die Grenzen der Musik zu seiner Zeit neu definierte.

Der Erste Weltkrieg, in dem der wegen seiner schwachen Konstitution eigentlich als dienstuntauglich erklärte Ravel als Lkw-Fahrer diente, und der Tod der Mutter 1917 hatten seine Schaffenskraft nahezu vollständig zum Erliegen gebracht. 1921 kaufte er ein Haus in Montfort-l‘Amaury und schuf sich hier, 50 Kilometer südwestlich von Paris, ein kleines Paradies, das viel über den Komponisten verrät. Eine üppig ornamentierte Zauberwelt mit Spitztürmchen und Märchenschlossattitüde. Eine Plüschvilla mit selbst entworfenen Tapeten, voller Nippes, Spieluhren und Porzellanpuppen. Eine gewaltige Spielzeugschachtel, in der Ravel die letzten 15 Jahre seines Lebens in Gesellschaft
seiner geliebten Siamkatzen verbrachte.

Konzerte im Überblick