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Ludwigshafen

Denken wie ein Oktopus, oder: Tentakuläres Begreifen

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„Denken wie ein Oktopus, oder: Tentakuläres Begreifen / Thinking like an Octopus, or: Tentacular Grasp“ nimmt mit internationalen Künstler*innen den Wandel im Tier-Mensch-Verhältnis in den Blick. Mit wem reden wir heutzutage wie und worüber? Wer wird eigentlich gehört und wer hat ein Mitspracherecht?

Fragen, wie wir uns mit anderen Lebewesen, wie Tieren, austauschen und diese in wichtige Entscheidungen über unseren gemeinsamen Lebensraum einbeziehen, werden in westlichen Wohlstandsgesellschaften zunehmend lauter. Lange Zeit grenzte sich der Mensch vom Tier ab, da angeblich nur Menschen denken und sprechen können. Doch im Post-Anthropozän steht das menschliche Überlegenheitsverständnis in Frage. Kann man Tieren ein komplexes Denkvermögen absprechen, nur weil sie nicht unsere Sprache sprechen?

Ausgehend von Theorien u.a. der Philosophin Donna J. Haraway werden Ansätze eines speziesübergreifenden, respektvollen Miteinanders in den Blick genommen. Dabei kreist die Gruppenausstellung um Aspekte der Sprachfähigkeit und des gegenseitigen Verständnisses. Am Sinnbild des hochintelligenten Oktopus’, dessen Denk- und Sinnesapparat grundsätzlich anders strukturiert ist als unserer, werden Perspektivverschiebungen ästhetisch in den Raum gestellt. Wie wäre es, mit acht Tentakeln zu denken? Auf welche Weise schreiben wir uns in das Gedächtnis einer Krähe ein? Und können wir uns in Gebärden mit einer Gorilladame unterhalten?

Sind die Sprachen der Tiere wirklich so anders als die vielen Sprachen des Menschen? Auch die menschliche Sprache ist nicht natürlich gegeben, sondern muss in jungen Jahren erlernt werden. Begreift man Tiere als denkende, fühlende und mit uns in variierenden Sprachen in Austausch tretende Gefährt*innen, so stellt sich die Frage, ob wir sie nicht auch an unseren Entscheidungen teilhaben lassen müssten, wie es die Tierrechtsaktivistin Eva Meijer fordert. Sie will nicht nur mit Tieren ins Gespräch kommen, sondern gemeinsame demokratische Prozesse mit ihnen gestalten.

Die Ausstellung „Denken wie ein Oktopus, oder: Tentakuläres Begreifen“ greift diese Überlegungen auf, um anhand vielfältiger künstlerischer Arbeiten das bisherige Tier-Mensch-Verhältnis zu hinterfragen. Versteht sich der Mensch oftmals bis heute noch immer als „Krone der Schöpfung“, der aufgrund seiner Fähigkeit zu Denken und zu Sprechen dem Tier überlegen ist und sich daher Tiere und Natur Untertan machen darf, so betrachtet die Ausstellung und die begleitende Publikation eine differenziertere Betrachtungsweise, einen Paradigmenwechsel im Tier-Mensch-Verhältnis.

 

Mit künstlerischen Arbeiten von:

Monira Al Qadiri, Paulo Arraiano, Sarah Browne, Erik Bünger, Eli Cortiñas, Andreas Greiner, Klara Hobza, David Horvitz, Krõõt Juurak and Alex Bailey, Annika Kahrs, Gretta Louw

 

Konzept und Kuration: Julia Katharina Thiemann

 

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen der künstlerischen Arbeiten, einem Vorwort von René Zechlin, Texten von Eva Meijer, Julia Katharina Thiemann und Michelle Westerlaken, sowie einer Vielzahl an Zitaten aus Literatur, Biologie, Sprachwissenschaft, Kunstgeschichte und Kultur. Die Publikation wird gestaltet von Bureau069 von Felix Kosok und Anna Ranches und erscheint im Distanz Verlag.

Zahlreiche Veranstaltungen, wie Performances, künstlerische Lectures, wissenschaftliche Vorträge, Workshops, Führungen, Filmscreenings und weitere Angebote für Jung und Alt finden im Rahmen der Ausstellung statt. Aufgrund der pandemischen Situation finden Sie das jeweils aktuelle Angebot auf einem separaten Flyer, sowie online unter: www.wilhelmhack.museum

 

Das Projekt ist abgeschlossen.