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Offensive Bildung

BeobAchtung und ErziehungsPartnerschaft

Das einzigartige Potenzial von Kindern mit einem ressourcenorientierten Blick wahrzunehmen, ihre individuellen Entwicklungswege zu erkennen und zu fördern und darüber in einen konstruktiven Dialog mit Eltern und Familien zu treten – all das sind zentrale Grundlagen pädagogischen Handelns.

Ziel des Projektes ist es, pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten in ihrer Beobachtungskompetenz zu unterstützen damit sie Kinder in ihrer Einzigartigkeit besser wahrnehmen und ihre individuellen Bildungswege besser fördern können.

Jedes Kind muss in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen werden, denn Bildungsangebote sind nur dann erfolgreich, wenn sie die Interessen der Kinder treffen und Herausforderungen, aber keine Überforderungen darstellen.

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„BeobAchtung und ErziehungsPartnerschaft“ hilft den Kindertagesstätten und Teams dabei, ihre Bildungs- und Erziehungsarbeit gemäß aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterzuentwickeln. Kinder werden als aktive Lerner gesehen, die sich mit individuellen Voraussetzungen und Lernstrategien Wissen und Fähigkeiten aneignen. Dazu benötigen sie Erwachsene, die sich als Bildungsbegleiter auf den Lernwegen der Kinder verstehen und eine anregende und angstfreie Umgebung schaffen, die der kindlichen Lern- und Entdeckerfreude entgegenkommt.

Beobachtung, Dokumentation und die achtungsvolle Zusammenarbeit mit Eltern bilden, was auch aktuelle Erkenntnisse der Hirnforschung bestätigen, die Grundlagen für eine gelungene am Kind orientierte und auf Stärken und Potenziale setzende Bildungsarbeit im Elementarbereich.

Die Kinder erfahren sich dadurch selbst als kompetente und aktive Persönlichkeiten und erfolgreiche Lerner und Entdecker in einer anregenden und herausfordernden Umgebung.

Beobachtung, Dokumentation und die achtungsvolle Zusammenarbeit mit Eltern bilden die Grundlagen für eine am Kind orientierte und auf Stärken und Potenziale setzende Bildungsarbeit im Elementarbereich. Durch Kita-übergreifende Fortbildungsangebote (Projektfortbildungen, PFB) und Arbeitstreffen im Team (Projekt­arbeitstreffen, PAT) werden Kita-Fachkräfte in einem Zeitraum von ca. 15 Monaten dafür qualifiziert.

Projektfortbildungen (PFB)

Insgesamt drei je zweitägige Kita-übergreifende Fortbildungen, an denen die Leitung und eine vom Team benannte Beobachtungsbeauftragte bzw. ein Beobachtungsbeauftragter (in großen Einrichtungen zwei) teilnehmen. Inhalte dieser übergreifenden Fortbildungsangebote sind: Kommunikation und Kooperation, Lernen und Bildung in der frühen Kindheit, Koordination und Gestaltung von Lernlandschaften in Kindertagesstätten sowie Methoden zur Moderation und Gestaltung von Veränderungsprozessen im Team. Die Inhalte der PFB werden in den Projektarbeitstreffen aufgenommen und vertieft.

Projektarbeitstreffen (PAT)

In zehn Einheiten während des 15-monatigen Projektzeitraums werden alle pädagogischen Fachkräfte in der Kita sowie interessierte Elternvertreter in der Anwendung und Auswertung eines systematischen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahrens ausgebildet und im Aufbau von Erziehungspartnerschaften mit den Eltern begleitet. Die zeitliche Planung erfolgt grundsätzlich in Abstimmung mit dem Kita-Team. Inhalte der Projektarbeitstreffen sind: Kennen lernen und Training des Beobachtungsverfahrens der „Bildungs- und Lerngeschichten“ nach Margaret Carr; entwicklungswissenschaftliche Grundlagen des Lernens; Entwicklungsdokumentation in Portfolios; Dialoge mit Kindern und Eltern; Beobachtungsmanagement. Den Fachkräften wird darüber hinaus eine Einführung in die Nutzung der technischen Geräte (Camcorder, Fotoapparat, Software zum Überspielen auf den PC und Schneiden von Filmen) angeboten.

Umsetzung des Wissens in die praktische Arbeit

Bereits nach kurzer Zeit fertigen Kita-Fachkräfte erste Beobachtungen und Lerngeschichten an und setzen Fotografie und Video ein, um Bildungsprozesse der Kinder zu dokumentieren und im Team Ansatzpunkte gezielter Förderung zu erörtern. Die Beobachtungen werden in Portfolios und Videoaufnahmen dokumentiert. Diese bilden eine hervorragende Grundlage für die pädagogische Arbeit und für einen konstruktiven, am Kind orientierten Austausch mit Eltern. Im weiteren Verlauf werden Entwicklungsgespräche auf der Basis der Lerngeschichten und Portfolios implementiert und Ideen zur konzeptionellen Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit erörtert und umgesetzt.

Die systematische Beobachtung und Dokumentation kindlicher Bildungsprozesse und der Aufbau von Erziehungspartnerschaften mit den Eltern werden als verbindliche Bestandteile der Konzeption und pädagogischen Arbeit der Kindertagesstätte etabliert.

Trägervertretung

„Dieses Beobachtungsverfahren stellt hohe Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte, fördert aber auch deren Professionalität.“

Einrichtungsleitung

„Wir sind total zufrieden. Das Projekt brachte konzeptionelle Veränderungen. Beobachtungen, Lerngeschichten und Lerngeschichtengespräche mit den Eltern sind jetzt eine Grundlage unserer Arbeit.“

Pädagogische Fachkräfte

„Das Projekt ist für mich sehr überraschend verlaufen, da ich mit einer so qualitativ hochwertigen Ausbildung nicht gerechnet hatte.“

„Mir ist aufgefallen, wie viele Facetten eines Kindes ich wahrnehme, wenn ich ihm für einige Minuten meine volle Aufmerksamkeit schenke und mich durch nichts anderes ablenken lasse.“

„Ich habe erkannt, dass dieses Beobachten die Grundlage zu allem weiteren pädagogischen Handeln ist. Ich merke, wie die Prioritäten sich verändert haben.“

Eltern

„Mein Sohn hat zu seinen Bildern etwas erzählt, und das wurde aufgeschrieben. Ich finde es schön, wenn man das zusammen macht. Ich mache das mit meinen Kindern zu Hause auch.“

„Das Portfolio für meine Tochter finde ich sehr schön! Meine Tochter kommt oft nach Hause und sagt: ‚Mama, Mama, da ist wieder ein Foto drin.‘ Jetzt bin ich sehr gespannt auf den Film von meiner Tochter. Ich bin wirklich begeistert.“

„Ich kritisiere meinen Sohn häufiger als dass ich ihn bestärke. Ich glaube, es wird Zeit, meine Sicht zu verändern.“

 

Das Projekt „BeobAchtung und Erziehungspartnerschaft“ wurde 2005 im Rahmen der „Offensive Bildung“ vom Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Susanne Viernickel (heute: Alice Salomon Hochschule, Berlin) und dem Projektteam, sowie in Kooperation mit den katholischen und städtischen Trägerverbänden in Ludwigshafen entwickelt, erprobt und wissenschaftlich evaluiert.

Fachkräfte aller Einrichtungen haben von dem Projekt profitiert und beurteilen das Projekt für die Einrichtung und sich persönlich als gewinnbringend.

In der vergleichenden Betrachtung haben sowohl Einrichtungen mit bereits weit fortgeschrittener Professionalität als auch Einrichtungen, die sich in einer Phase der Neuausrichtung ihrer pädagogischen Arbeit befinden, erfolgreich an dem Projekt teilgenommen.

Entstehen dem Träger weitere Folgekosten?

Zusätzliche Personalkosten entstehen im Prinzip nicht. Unter Umständen müssten Sie als Träger weitere pädagogische Fachkräfte nachschulen, wenn die ausgebildeten Experten die Einrichtung z. B. aus familiären Gründen verlassen. Für die Nachhaltigkeit wäre es wünschenswert, dass ein Ansprechpartner (z. B. Fachberatung oder Multiplikatoren) für die Kindertagesstätten in Ihrer Trägerschaft auch nach Projektende zur Verfügung steht, um die fachliche Begleitung sicherzustellen. Außerdem wird ein Budget für Dokumentationsmaterialien benötigt, dessen Höhe je nach Anspruch und Möglichkeiten variieren kann. Die Umsetzung des Konzeptes fordert primär Personalressourcen.

Wie kann ich die Kontinuität für das Projekt sichern bei der Personalnot?

Die Entscheidung für das Projekt „BeobAchtung und ErziehungsPartnerschaft“ ist eine Prioritätensetzung. Die Zeit, die für die damit verbundenen Aufgaben erforderlich ist, wird jedoch nach einer Lern- und Entwicklungsphase zum Teil dadurch kompensiert, dass die pädagogische Arbeit überdacht und anders organisiert wird. In einer Zeitwerkstatt arbeiten die Fachkräfte daran, wie die vorhandenen Ressourcen optimal zum Wohle der Kinder genutzt werden können. Die wichtigste Voraussetzung zum Gelingen des Projektes ist eine hohe Motivation von Leitung und Team. Auch Kindertagesstätten mit vorübergehenden Personalengpässen können die Projektziele erreichen, sofern die Bereitschaft zum engagierten Arbeiten hoch genug ist.

Welchen Nutzen bringt das Projekt?

Träger und Kita-Team erbringen den Nachweis, dass sie den Forderungen in den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen und im Kindertagesstätten-Gesetz nach stärkenorientierter Beobachtung und Dokumentation und dem Aufbau von Erziehungspartnerschaften entsprechen. Pädagogische Fachkräfte erwerben eine anspruchsvolle Qualifikation, die sie befähigt, die Bildungsarbeit in der Kindertagesstätte nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gestalten. Dies stellt gleichzeitig einen wichtigen Aspekt der Qualitätssicherung dar.

Wir nutzen bereits ein anderes Beobachtungsverfahren. Müssen wir dieses jetzt aufgeben?

Die Entscheidung, ob ein bisher eingesetztes Verfahren parallel weitergenutzt werden soll, liegt zunächst beim Team. Das Konzept von „BeobAchtung und ErziehungsPartnerschaft“ basiert auf dem Verständnis, dass Beobachten einen Zugang bereitstellt, um Kinder besser zu verstehen und sie bei der aktiven Aneignung von Wissen und Fähigkeiten zielgerichtet zu unterstützen. Es stellt die kindlichen Stärken und Potenziale in den Mittelpunkt und zielt nicht darauf ab, ein Kind mit Normwerten oder anderen Kindern zu vergleichen. Sobald das Team ausreichend Erfahrung mit den Bildungs- und Lerngeschichten gesammelt hat, sollte gemeinsam erwogen werden, ob die Herangehensweisen miteinander vereinbar sind und sich ergänzen oder ob sich zu starke Differenzen abzeichnen.

Für welche Altersgruppen ist der Beobachtungsansatz geeignet?

Die Bildungs- und Lerngeschichten eignen sich ohne Einschränkung für Kinder bis zum Schuleintritt. Für ältere Kinder wird das Verfahren derzeit weiterentwickelt, damit es den veränderten Lernformen und den im Schulalter anstehenden Entwicklungsaufgaben noch besser gerecht wird. Am sinnvollsten ist es, für jedes Kind gleich mit Eintritt in die Kindertagesstätte ein Portfolio anzulegen, um dessen „Bildungsbiografie“ von Anfang an zu dokumentieren.

Ab wann sollten die Eltern einbezogen werden?

Eltern werden von Beginn an über das Projekt, seine Ziele und Fortschritte informiert. Elternvertreter sind eingeladen, an den Projektarbeitstreffen aktiv mitzuwirken. Sobald die ersten Portfolios entstehen, können Eltern durch Fotos, Berichte über für das Kind wichtige Erlebnisse oder Werke ihres Kindes zu deren Gestaltung beitragen und die Entwicklungsgespräche nutzen, um in entspannter Atmosphäre den bisherigen Entwicklungsverlauf und Möglichkeiten der pädagogischen Förderung ihres Kindes zu besprechen.

Wie kann der Projekterfolg nach Projektende langfristig sichergestellt werden?

Da alle pädagogischen Fachkräfte ihre Kompetenzen in Beobachtung und Dokumentation, der Unterstützung kindlicher Bildungsprozesse und in der Zusammenarbeit mit Eltern ausgebaut haben, ist die Basis für eine nachhaltige Umsetzung gesichert. Beobachtung und Erziehungspartnerschaft wird – ggf. durch die Formulierung eines Qualitätsstandards – fest im Konzept verankert. Von Projektseite aus wird der Aufbau regionaler Qualitätszirkel unterstützt, in denen Beobachtungsbeauftragte weiter von- und miteinander lernen können.

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Partner des Projektes

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