Ludwigshafen

Deponien am Bruchhübel

Etwa drei Kilometer östlich von Bad Dürkheim liegen etwa 19 – als „Altablagerungen am Bruchhübel“ bezeichnete – ehemalige Deponien. Fünf dieser Deponien hat die BASF genutzt.

Vier dieser fünf Deponien befinden sich noch im Eigentum der BASF. Die als „Feld 3“ bezeichnete Fläche hat die BASF im Jahr 1970 verkauft, da auf einem Teil dieser Fläche ein Straßenausbauprojekt realisiert wurde (Anschlussstelle Feuerberg). Grundstückseigentümer ist heute der Bund, vertreten durch den Landesbetrieb Mobilität Worms. Feld 5 im östlichen Teil hat BASF zuletzt – in den Jahren 1971 bis 1978 – genutzt; überwiegend wurde hier Bauabbruch (größere Betonbrocken) abgelagert.

„Uns liegen aus der Vergangenheit keine genauen Aufzeichnungen vor, was oder wo genau etwas abgelagert wurde. Damals war es weder erforderlich, noch üblich, die Art der Abfälle so genau zu dokumentieren wie wir das heute kennen und erwarten“, sagt Dr. Linda von dem Bussche, Abteilungsleiterin Umwelt & Arbeitssicherheit bei BASF.
Aus Unterlagen späterer Zeiträume ergibt sich für die Felder 1 bis 4 – das entspricht einem Volumen von 700.000 Kubikmetern – folgende Zusammensetzung der Abfälle:

  • ca. 50 % Erdaushub und Bauabbruch
  • ca. 20 % Asche und Schlacke aus der Rückstandsverbrennung
  • ca. 15 % allgemeiner Werksmüll (Sperrmüll, hausmüllähnlicher Gewerbemüll)
  • ca. 10 % Kalkrückstände
  • ca. 5 % nicht brennbare Betriebsrückstände

Die Altablagerungen am Bruchhübel sind für die Altlastenbearbeitung in drei Teile (West-, Mittel- und Ostgruppe) eingeteilt. Die Sanierung der Westgruppe wurde 2008 abgeschlossen.

Mitte der 80er Jahre gab es am Bruchhübel erste Hinweise auf mögliche Verunreinigungen im oberflächennahen Grundwasser. Seit 1987 überwacht BASF, gemeinsam mit der Stadt Bad Dürkheim und dem Kreis Bad Dürkheim, das Grundwasser. Die Belastungen bestehen – wie für Altablagerungen üblich – im Wesentlichen aus erhöhten Salzkonzentrationen und einem Anteil an organischen Stoffen. Außerdem konnten auch Anteile an Pflanzenschutzmitteln und aromatischen Kohlenwasserstoffen wie Anilin und Naphthalin nachgewiesen werden. „Wir überwachen ständig die Umweltauswirkungen unserer Deponien am Bruchhübel. Das ist nicht immer einfach, weil der Untergrund der Deponien sehr komplex aufgebaut ist. Allen Messungen und Maßnahmen mussten und müssen daher stets intensive Erkundungsarbeiten vorausgehen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Beobachtungen und Bewertungen auch stichhaltig sind.“

Die Mittelgruppe besteht aus Deponien privater und kommunaler Betreiber sowie der BASF-Deponie Feld 3. Erste Hinweise auf relevante Grundwasserbelastungen im Abstrom von Feld 3 gab es im Jahr 2000. Seitdem analysiert und überwacht BASF systematisch die Belastungssituation in diesem Bereich.

Als wichtige Maßnahme wurde 2003 die Oberfläche von Feld 3 mit einer Folie abgedichtet, um eine weitere Sickerwasserbildung nach Regenfällen zu verhindern. Seitdem sind die Schadstoffemissionen um rund 90 Prozent gesunken. Seit 2008 führte BASF eine vorläufige Abstromsicherung durch (Abpumpen und Reinigen des Grundwassers am Ende der Ausbreitungsfahne), mit der Schadstoffe an der Ausbreitung gehindert werden. Nach umfangreichen Baumaßnahmen hat BASF schließlich im Februar 2014 eine verbesserte Abstromsicherung in Betrieb genommen. Ein neues Drainagesystem entfernt Belastungen dauerhaft aus dem Grundwasser.

Die umfassende Gefährdungsabschätzung eines unabhängigen Gutachters, die 2012 abgeschlossen wurde, zeigt keine akute Gefahr für Mensch und Umwelt.

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Die Grundwassersanierungsanlage ist in Betrieb genommen worden.

Nach Beendigung der Bauarbeiten wurden abschließend noch letzte Rekultivierungs-maßnahmen auf der Deponiefläche durchgeführt. Zu sehen sind auf der jetzt neu bepflanzten Fläche nur noch einzelne technische Einrichtungen, wie Entnahmebrunnen und Grundwassermessstellen, mit deren Hilfe die ordnungsgemäße Funktion der Sanierung fortlaufend überprüft wird.

 

Das Gesamtsanierungsvorhaben Feld 3 ist in drei Teilprojekte gegliedert: die Sanierung der Fahnenspitze, Maßnahmen an der Quelle, also dem eigentlichen Deponiekörper, und die Bearbeitung der Ausbreitungsfahne zwischen Deponiekörper und Fahnenspitze.

Die Einrichtungen zur Grundwassersanierung der so genannten Fahnenspitze Feld 3 am Bruchhübel sind Mitte Februar 2014 in Betrieb genommen worden. Zum Umfang der Sanierung gehören zwei Horizontaldrainagen im Grundwasser, mit denen die Schadstofffahne vollständig erfasst wird. Das Wasser wird in eine neu errichtete Wasseraufbereitungsanlage geleitet und dort über Aktivkohle gereinigt.

Ein  zweiter Bauabschnitt der Gesamtsanierung umfasste vor allem den Umbau des Entwässerungsgrabens E35, der die Belastungsfahne quert. Auf einer Länge von rd. 280 Metern wurde der Graben im Bereich der Fahne in einen neuen parallelen Graben (Bypass) umgeleitet. Der neue Grabenabschnitt wurde an der Sohle zum Grundwasser hin mit einer Folie abgedichtet, so dass kein belastetes Grundwasser eindringen kann. Diese  Arbeiten wurden im Februar 2015 abgeschlossen.

Bei der Erstellung des Sanierungsplanes wurden neben den komplexen bodenspezifischen Standortbedingungen insbesondere die Naturschutzaspekte im Dürkheimer Bruch umfassend bewertet und berücksichtigt. So konnte durch die neue Bypass-Führung des Grabens die vorhandene Baum- und Strauchvegetation am Graben erhalten werden.

Für die Sanierung des eigentlichen Deponiekörpers in Feld 3 (Quelle) hat ein Ingenieurbüro im Auftrag der BASF und in Abstimmung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt (SGD) eine Variantenstudie verschiedener Sanierungstechnologien erarbeitet. Aufgabe der endgültigen Sanierung ist es, den restlichen Austritt von Schadstoffen aus der Deponie in das Grundwasser dauerhaft und mit verhältnismäßigen Mitteln zu verhindern.

Die gutachterliche Bewertung der Varianten kam zum Ergebnis, dass die Variante einer vollständigen Einkapselung mit einer Dichtschlitzwand die effektivste und umweltverträglichste Lösung ist. Die Emissionen aus dem Deponiekörper werden auf diese Weise sicher gestoppt. In umfassenden Sanierungsuntersuchungen wurden in Abstimmung mit der zuständigen Behörde die Machbarkeit und die Eignung dieses Sanierungsverfahrens geprüft und abgesichert. Im Januar 2016 wurde der Sanierungsplan für eine Dichtwandumschließung der Deponie Feld 3 bei der SGD Süd zur Genehmigung eingereicht und im Juli 2016 genehmigt. Dazu wurde in einem Viereck von 20 auf 20 Metern ein Stück der Deponie eingekapselt.

Baubeginn im Januar 2017

Zunächst wurde das Bauverfahren für die Dichtwand in einem Versuchskasten (20 auf 20 Meter) vor Ort erfolgreich getestet. Erst dann begann der Bau der Dichtwand zur Einkapselung der Deponie: Abschnittsweise baggerte ein Schlitzwandgreifer einen bis zu 35 Meter tiefen und 80 Zentimeter breiten Graben aus, der dann anschließend mit Spezialbeton gefüllt wurde. So wurde der Deponiekörper in 10-monatiger Bauzeit auf rund 560 Metern Länge vollständig eingeschlossen. Abschließend wurde die während des Dichtwandbaus teilweise demontierte Kunststofffolie wieder auf der Oberfläche der Deponie aufgebracht, so dass kein Regenwasser mehr in die Deponie eindringen kann.  Nach unten sperrt in rund 35 Metern Tiefe eine undurchdringliche natürliche Tonschicht die Altlast ab.

Im November 2018 wurde schließlich die Restwasserhaltung innerhalb der Deponie in Betrieb genommen. Über vier Brunnen wird Grundwasser entnommen um den Wasserstand in der eingekapselten Deponie niedriger zu halten als außerhalb. So wird zusätzlich sichergestellt, dass kein belastetes Grundwasser mehr aus der Deponie austreten kann. Das entnommene Grundwasser wird zu der bereits erwähnten Wasserreinigungsanlage in der Kläranlage Bad Dürkheim gepumpt.

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Der Schlitzwandgreifer baggerte die Dichtwand bis zu 35 Meter tief in den Boden.

Status Westgruppe

Die Westgruppe des Bruchhübels umfasst die ehemaligen BASF-Deponien Feld 1, 2, 4 sowie die Deponie der Stadt Bad Dürkheim.
 
Umgesetzte Sanierungsmaßnahmen:

  • Fassung des belasteten Grundwassers in einer deponienahen Horizontaldrainage (seit 2003)
  • Reinigung des gefassten Grundwassers in der Kläranlage Bad Dürkheim (seit 2003)
  • Abdeckung und Rekultivierung der BASF-Deponien 2 und 4 mit dem Ziel, ein weiteres Auswaschen von Schadstoffen in das Grundwasser zu unterbinden (2008 abgeschlossen)
        

Die regelmäßige Überprüfung durch Gutachter bestätigt die Wirksamkeit der Sanierungsmaßnahmen.

Status Ostgruppe

In enger Abstimmung mit der SGD Süd hat die BASF 2011 weitergehende Untersuchungen im Grundwasserabstrom von Feld 5 durchgeführt. Es wurde eine geringfügige Verunreinigung festgestellt, die nach aktuellem Kenntnisstand allerdings keine Gefährdung darstellt. Maßnahmen, die über eine regelmäßige Grundwasserüberwachung hinausgehen, sind nach derzeitiger Bewertung nicht erforderlich.

Abschließender Status 

Nach Beendigung der Bauarbeiten wurden abschließend noch letzte Rekultivierungsmaßnahmen auf der Deponiefläche durchgeführt. Zu sehen sind auf der jetzt neu bepflanzten Fläche nur noch einzelne technische Einrichtungen, wie Entnahmebrunnen und Grundwassermessstellen, mit deren Hilfe die ordnungsgemäße Funktion der Sanierung fortlaufend überprüft wird.

Seit den 50er Jahren hat die BASF SE für die Ablagerung ihrer Rückstände die Deponien Bruchhübel bei Bad Dürkheim und Maudach in Ludwigshafen genutzt. Jede Deponie hat ihren eigenen Charakter und damit auch ihre eigene Geschichte. Die wichtigsten Ereignisse und Maßnahmen am Bruchhübel sind in der folgenden Übersicht zusammengefasst.

 

Feld 3 (Mittelgruppe)

       
1966 - 1968   Abfallablagerungen durch BASF
1970  
  Verkauf der Flächen an den Bund wegen Straßenbauwerk
1987   Erste Grundwassermessstellen – zunächst keine besonderen Auffälligkeiten
1995-2000   Drei weitere Erkundungsschritte, Grundwasserbelastung festgestellt, kontaminierter Teich (2000) – Gefährdungsabschätzung/Sicherheitsmaßnahmen
2001-2007   Detailerkundung Grundwasser in Schritten (2001/02, 2005, 2006, 2007)
2002   Erste Sanierung der Schadstoffquelle durch Abdichtung der Deponieoberfläche
Seit Mai 2008   Abstromsicherung durch vorläufige Pumpmaßnahmen am Fahnenende
2009/2010   Sanierungsuntersuchung mit Detailerkundung Fahnenende und Überprüfung der Wirksamkeit Quellensanierung im Nahbereich der Deponie
2011   Sanierungsplan zur Fahnenspitze die SGD Süd eingereicht.
Jan. 2012   Variantenstudie zu Sanierung Quelle Feld 3 abgeschlossen. Vorzugsvariante: Einkapselung der Deponie mit einer Dichtwand.
Feb. 2012   Gefährdungsabschätzung abgeschlossen – keine akute Gefahr für Mensch und Umwelt.
Mai 2012   SGD Süd genehmigt Sanierungsplan für Fahnenspitze.
Nov. 2012   Beginn der Bauarbeiten zur Sanierung Fahnenspitze
Feb. 2014   Inbetriebnahme der Sanierungsanlagen an der Fahnenspitze.
Jan. 2016   Sanierungsplan Quelle bei der SGD Süd eingereicht.
Juli 2016   SGD Süd erteilt Verbindlichkeitserklärung für den Sanierungsplan
Jan. 2017   Baubeginn Dichtwandumschließung
Juni 2018   Abschluss Dichtwandbau
Nov. 2018   Inbetriebnahme Restwasserhaltung in der eingekapselten Deponie

Westgruppe

       
1958 - 1968   Abfallablagerung durch BASF
1987   Beginn der Überwachung
Mitte der 90er Jahre   Sanierungsuntersuchung für die Felder 1, 2 und 4
(Prüfung von mehreren Varianten)
1997   BASF legt Gutachten für Gefährdungsabschätzung und Sanierungsuntersuchung vor. BASF und Stadt Bad Dürkheim halten vertraglich fest, dass sie die Grundwassersanierung im Bereich der Westgruppe gemeinsam durchführen.
1999   Ein unabhängiger Gutachter erstellt einen Sanierungsplan.
2001   Sanierungsvertrag zur Ausführung des Sanierungsplans zwischen der Stadt Bad Dürkheim,
SGD Süd und BASF [1) Fassung des belasteten Grundwassers in einer deponienahen Horizontaldränage 2) Reinigung des gefassten Grundwassers in der Kläranlage Bad Dürkheim, 3) Abdeckung und Rekultivierung der Deponien mit dem Ziel, ein weiteres Auswaschen von Schadstoffen in das Grundwasser zu vermeiden].
2002   Beginn der Sanierungsarbeiten (Bau Holzdränage)
2003   Sanierungsmaßnahme 1+2 abgeschlossen. Die regelmäßige gutachterliche Überprüfung bestätigt den wirksamen Betrieb der Horizontaldränage.
2004-2006   Detailplanung zur Umsetzung von Schritt 3
2007   Projekt liegt vor.
2008   Deponie wird über den Zeitraum von drei Monaten mit Bodenmaterial (100.000 Kubikmeter Lößlem) abgedeckt. Die zwei Meter hohe Abdeckung besteht aus einer Versickerungs- und Wasserspeicherschicht und soll verhindern, dass sich im Deponiekörper Stickwasser bilden kann. Danach werden 1.000 Jungbäume und 17.500 Sträucher gepflanzt. Sanierung ist abgeschlossen.

Feld 5 (Ostgruppe)

       

       

1971 - 1978  

Abfallablagerung durch BASF

(überwiegend Bauabbruch, größere Betonbrocken)

2011   Weitergehende Grundwasseruntersuchungen im Abstrom, fortlaufendes Grundwassermonitoring