Ludwigshafen

Deponie Flotzgrün

Die BASF-Deponie Flotzgrün liegt auf der Insel Flotzgrün, einer eingedeichten Rheininsel südlich der Stadt Speyer. Die Insel ist bei der Begradigung des Rheins in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und vom Rheinstrom sowie seinem Altarm umgeben.

Die BASF nutzt die werkseigene Deponie Flotzgrün seit 1966 zur Ablagerung von Abfällen. Sie ist die einzige aktuell aktive Deponie der BASF mit einer Ablagerungsfläche von rund 80 Hektar. Derzeit wird der siebte Abschnitt verfüllt.

Grundsätzlich sind die Mengen, die BASF ablagert, seit 1989 deutlich rückläufig, weil sich die Produktionsverfahren kontinuierlich verbessert haben. Außerdem wird Klärschlamm seit 1992 vollständig verbrannt und Bauschutt heutzutage verstärkt recycelt.

Wenn jedoch besondere Baumaßnahmen (z.B. der Abriss oder die Sanierung von Gebäuden und Grundstücken) oder große Investitionsprojekte hinzukommen, fallen höhere Mengen an Bodenaushub und Bauschutt an, die nicht recyclefähig sind und daher fachgerecht entsorgt werden müssen. „Die ausreichende Verfügbarkeit von Deponieraum auf Flotzgrün ist für die BASF ein wesentliches Element der Standortentwicklung und -sicherung“, betont Werksleiter Dr. Uwe Liebelt.

Eine Deponie ist mehr als eine Aufschüttung von Abfall: Als bauliche Anlage ist die Deponie Flotzgrün mit modernster Technik ausgerüstet. Sie stellt sicher, dass Abfälle so umweltschonend wie möglich abgelagert werden können. Oberstes Ziel ist dabei der Schutz des Grundwassers vor einer Belastung durch Sickerwasser. Dieses entsteht, indem Regenwasser durch den deponierten Abfall - den so genannten Deponiekörper - sickert. Es wird zur Behandlung aufgefangen und in der BASF-Kläranlage gereinigt.

Nachsorge der frühen Deponieabschnitte 1 bis 5

Die Deponieabschnitte 1 bis 5 wurden in den 1960er und 1970er Jahren nach dem damaligen Stand der Technik eingerichtet. Die Zwischenabdichtungen, die Abdeckung sowie die spezielle Bepflanzung der Deponie-Altabschnitte – die in den Jahren 2011/2012 verstärkt wurde – gewährleisten, dass Sickerwasser minimiert wird. Für die Ablagerung von Klärschlamm aus der Kläranlage wurden in den Deponieabschnitten 2 bis 5 besondere Bereiche eingerichtet. Klärschlamm fällt bei der Abwasserreinigung an. Da dieser eine relativ hohe Menge an Wasser enthält, wurden diese Bereiche der Deponie von den übrigen Abfällen getrennt abgedichtet.

 

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Ablaufendes Sickerwasser wird hier über ein Drainagesystem gesammelt und über ein Kanalsystem in einen Sammeltank geleitet. Von dort wird es per Schiff zur Kläranlage nach Ludwigshafen transportiert.

Moderne Technik in den Deponieabschnitten 6 und 7

Die Basisabdichtungen des 6. und 7. Abschnitts wurden eigens für die Deponie Flotzgrün entwickelt. Sie besteht aus zwei Kunststoffdichtungsbahnen. Zwischen diesen befindet sich eine 30 Zentimeter starke Kontrollschicht – eine Grobkiesschicht mit Drainageleitungen. Im Falle einer Beschädigung der Kunststoffdichtungsbahnen könnte eindringendes Sickerwasser in diesen Leitungen gefasst und in den Schacht eingeleitet werden. Diese Leitungen dienen hauptsächlich der Kontrolle.

Oberhalb der ersten Abdichtungsbahn wird das anfallende Sickerwasser in einer Drainageleitung gefasst. Außerhalb des Deponiekörpers wird es in Tanks gesammelt und dann per Schiff zur BASF-Kläranlage gebracht.

Innerhalb des Deponiekörpers gibt es Schächte, die das Sickerwasser in der Deponie auffangen. Dieses System zur Sickerwassersammlung kann regelmäßig überprüft werden, da die Mitarbeiter im Inneren des Schachts bis hinunter zum Dichtungssystem gelangen und dort Kontroll- und Wartungsarbeiten vornehmen können.

Im siebten Abschnitt befindet sich zusätzlich unterhalb der 2. Abdichtungsbahn eine ein Meter dicke Abdichtung aus zwei verschiedenen Tonarten. Eine dieser Tonarten kann Schadstoffe zurückhalten; die andere Tonart quillt bei Kontakt mit Wasser auf. Dies würde als zusätzliche Sicherung bei einem Ausfall der oberen beiden Dichtungsbahnen ein Eindringen von Sickerwasser verhindern.

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Grundwasserüberwachung

Seit Anfang der 70er Jahre überwacht die BASF das Grundwasser im Umfeld der Deponie. Dazu betreibt das Unternehmen ein Grundwassermessstellennetz mit rund 95 Messstellen in unterschiedlichen Tiefen. 35 Mess-
stellen befinden sich im Umfeld der Deponie, die übrigen auf dem Deponiegelände. Aus diesen Grundwasser-
messstellen werden halbjährlich Proben genommen, analysiert und von einem externen Gutachter ausge-
wertet. „Die Ergebnisse der Grundwasserüberwachung legen wir regelmäßig der zuständigen Behörde vor. Außerdem lassen wir diese regelmäßig von externen Umweltlabors überprüfen“, erklärt Dr. Linda von dem Bussche, Leiterin Umwelt und Arbeitssicherheit bei BASF.

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Sieben Sanierungsbrunnen

Die Maßnahmen zur Oberflächensicherung in den älteren Deponieabschnitten minimieren die Bildung von Sickerwasser, können dies aber nicht vollständig verhindern. So gelangt in diesen Abschnitten in gewissem Umfang verunreinigtes Sickerwasser in das Grundwasser. Das belastete Grundwasser wird bereits seit 1998 über Sanierungsbrunnen abgepumpt und zur Reinigung in die BASF-Kläranlage eingeleitet. 2007 wurde die Sanierungsmaßnahme auf sieben Sanierungsbrunnen erweitert. Auch aus den Sanierungsbrunnen werden regelmäßig Proben entnommen und auf Schadstoffe untersucht.

Neue Grundwasseruntersuchungen

Im Herbst 2014 bis Frühjahr 2015 hat die BASF das Messnetz im Grundwasserabstrom der Deponie mit dem Bau von 34 neuen Messstellen an 13 Standorten deutlich erweitert. Damit kann die Grundwassersituation im Bereich der Deponie Flotzgrün noch genauer untersucht und überwacht werden. Die neuen Messstellen liegen nördlich der Deponie, überwiegend zwischen dem Rheindamm und der Deponie, teils auf der Gemarkung der Stadt Speyer, teils auf der Gemarkung der Gemeinde Römerberg.

Untersuchungen an den neuen Messstellen belegen, dass im weiteren Grundwasserabstrom der Deponie nur eine kleinräumige Belastung mit Spurenkonzentrationen an Schadstoffen besteht. In Abstimmung mit den zuständigen Behörden wurde bereits 2012 ein Gutachter mit einer systematischen Überprüfung der Gefährdungsbeurteilung für das Grundwasser beauftragt. Ein erstes Gutachten wurde 2013 vorgelegt. Hierin bestätigte der Gutachter, dass auf Grundlage der vorliegenden Daten keine Gefährdung des Trinkwassers besteht. Mit dem Bau der neuen Grundwassermessstellen wurden die Kenntnisse der Grundwassersituation noch deutlich verbessert. Auf Grundlage der neu gewonnenen Daten und Erkenntnisse wurde in 2016/17 das bestehende Grundwassermodell umfassend überarbeitet. Mit dem neuen Grundwassermodell wurde in der Folge die Gefährdungsbeurteilung Grundwasser aus 2013 durch den Gutachter überprüft und aktualisiert. Der Abschlussbericht wurde im Oktober 2018 vorgelegt. Auch nach Aktualisierung der Gefährdungsbeurteilung kann der Gutachter keine Gefährdung der Trinkwassergewinnung Speyer Süd erkennen. Teil der gutachterlichen Empfehlungen war es, die Grundwasserüberwachung durch zusätzliche Messstellen weiter zu verbessern. Eine entsprechende Planung wurde 2019 erstellt, die Genehmigung der SGD Süd lag Anfang 2020 vor. 

Insgesamt werden nun von September 2020 bis Februar 2021 23 neue Grundwassermessstellen in unterschiedlichen Tiefen (max. 90 Meter tief) gebohrt. Neun Messstellen werden auf der Deponie im Abstrom zur Überwachung des neu gebauten achten Deponieabschnittes eingerichtet. Die übrigen Messstellen liegen überwiegend im Bereich der Altrheinaue jenseits des Berghäuser Altrheins sowie im Bereich nördlich des Rheinhauptdeiches. Gerade im Bereich der Altrheinaue dürfen die Bauarbeiten aus Naturschutzgründen nur im Winterhalbjahr durchgeführt werden. Nach Fertigstellung werden die neuen Messstellen in das halbjährliche Monitoring mit aufgenommen.

Die BASF errichtet derzeit auf der Deponie Flotzgrün, einen neuen, 8. Abschnitt. Das gesamte Deponiegelände gliedert sich in zehn Bauabschnitte, die nach und nach erschlossen und befüllt werden. Der Abschnitt 6 wird momentan stillgelegt, während sich die Abschnitte 1 bis 5 in der Nachsorge befinden. Derzeit wird der 7. Abschnitt für Ablagerungen genutzt. Auf jedem neuen Abschnitt wird vor der Befüllung ein aufwändiges Abdichtungssystem eingebaut.

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Innovative Technik im 8. Abschnitt

Die BASF arbeitet permanent daran, die Abdichtungen ihrer Deponie am aktuellen Stand der Technik und den gesetzlichen Vorgaben auszurichten. Die Deponieabdichtung des 8. Abschnitts beinhaltet ein geoelektrisches Kontrollsystem, das im Falle eines Lecks die undichte Stelle genau anzeigt. Nun ist es möglich, die undichte Stelle schnell und direkt zu reparieren. Wie im 7. Abschnitt wird auch hier eine Kombinationsabdichtung aus multimineralischer Tondichtungsschicht und Kunststoffdichtungsbahnen verwendet.

Durch den technischen Fortschritt bei der Reinigung der Drainageleitungen sind längere Leitungen einsetzbar.
Deshalb können die Entwässerungsschächte nun auch außerhalb des Deponiekörpers errichtet werden.
Der Vorteil: Sickerwasserschächte außerhalb des Deponiekörpers durchlaufen nicht mehr die Schichten der Basisabdichtung.

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Wie ein Dach ist die Basisabdichtung in der Mitte der Ablagerungsfläche erhöht und fällt an den Seiten ab, damit das aufgefangene Wasser durch die Sickerrohre zum Rand ablaufen kann. Mit dem Einbau des geoelektrischen Dichtungskontrollsystems geht BASF über das hinaus, was vom Gesetzgeber in der Deponieverordnung gefordert wird.

Aufbau der Basisabdichtung des 8. Abschnitts von unten nach oben:

  • Mineralische Tondichtung
  • Geoelektrisches Dichtungskontrollsystem
  • Kunststoffdichtungsbahnen mit Schutzlage
  • Wasserdurchlässige Schicht aus Rundkies, aus der das Sickerwasser abgeleitet          wird (Flächendrainage)
  • Ein Trennvlies zwischen Abdichtung und Deponiekörper

 

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Seit 1966 nutzt die BASF SE die Deponie Flotzgrün für die Ablagerung ihrer Rückstände. Die wichtigsten Ereignisse und Maßnahmen sind in der folgenden Übersicht zusammengefasst.

Geschichte Deponie Flotzgrün im Überblick

1966

 

Die „geordnete kontrollierte“, d.h. die genehmigte Deponie geht in Betrieb

Seit 1966

 

Ablagerung von Boden, Bauschutt, Bauhilfsstoffe, Klärschlamm, betriebliche Abfälle, hausmüllähnlicher Gewerbeabfall sowie in geringen Mengen Asche und Schlacke.

1968/1969

 

Ablagerung von dekontaminiertem Bauschutt aus einem dioxinbelasteten Gebäude der BASF Ludwigshafen. Auch die in den 70er und 80er Jahren abgelagerten Klärschlämme enthielten Spuren von Dioxinen. Bis heute wurden keine Dioxine in den Sanierungsbrunnen gefunden. Die letzte Beprobung erfolgte im Juli 2015.

1971/1972

 

Beginn der Grundwasserüberwachung.

Bis 1985

 

Ausbau des Messstellennetzes auf 33 Messstellen, die außer dem oberflächennahen Grundwasser (Tiefe bis 12 Meter) auch tiefere Grundwasserleiter (Tiefe bis 50, bzw. bis 80 u. 150 Meter) überwachen.

Anfang bis Mitte der 90er Jahre

 

Im deponienahen Abstrom der älteren Deponieabschnitte wird eine Beeinflussung der oberen Grundwasserabschnitte festgestellt.

1998

 

BASF baut und betreibt am Rand der Deponie Sanierungsbrunnen, die eine Ausbreitung dieser Belastung verhindern sollen. Zudem werden weitere Messstellen errichtet.

2007

 

Erweiterung und Ersatz der bestehenden Sanierungsmaßnahme durch Inbetriebnahme von sieben neuen Sanierungsbrunnen. Ziel ist, eine Ausbreitung der Schadstoffe zu verhindern.

2009

 

In einer Messstelle des mittleren Grundwasserleiters werden erstmals Spuren einer Belastung mit Bentazon und Mecoprop (beides Pflanzenschutzmittelwirkstoffe) festgestellt.

2011/2012

 

Verstärkung der Oberflächensicherung (Abdeckung und Bepflanzung) in den Altabschnitten 1 bis 5.

2013

 

Vorläufige Gefährdungsbeurteilung Grundwasser durch einen externen Gutachter:
Eine Gefährdung für die im weiteren Abstrom gelegene Wassergewinnung Speyer Süd ist nicht gegeben.

2014/2015

 

Deutliche Erweiterung des Grundwassermessnetzes durch den Bau von 34 neuen Grundwassermessstellen.

2016/2017   Fortschreibung des Grundwassermodells Flotzgrün
Oktober 2018  

Abschlussbericht „Gefährdungsbeurteilung Deponie Flotzgrün“ durch den externen Gutachter.

Eine Gefährdung für die Wassergewinnung Speyer Süd wird weiterhin ausgeschlossen.

Der hohe Stand der Technik, ein effizientes Wassermanagement sowie regelmäßige Kontrollen machen die BASF-Deponie Flotzgrün zu einem verantwortungsvollen Nachbarn des angrenzenden Naturschutzgebietes. Damit sich die Deponie in die natürliche Landschaft der Insel einfügt, sorgt die BASF dafür, dass die befüllten Abschnitte abgedichtet, aufwendig rekultiviert und begrünt werden.

Durch seine Abgeschiedenheit bietet das renaturierte Gelände vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum.
Der Deponiebetrieb nimmt auf die angesiedelten Tierarten Rücksicht: Beispielsweise finden keine Mäharbeiten statt, wenn sich Rehe mit ihren Jungen im hohen Gras verstecken oder Vögel im Gras brüten.

Die Begrünung stillgelegter Deponieabschnitte hat auch eine nützliche Funktion: Sie vermeidet, dass Sickerwasser in den Deponiekörper eindringen kann. Denn die Pflanzen und der Erdboden wirken wie ein Schwamm. Sie nehmen das Regenwasser auf, welches verdunstet und dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt wird.