Innovation

Ein nicht-molekularer Ansatz zur Verbesserung der Lebensmittel-Qualität

Elly Soeryapranata

Die ursprünglich aus Indonesien stammende Elly Soreyapranata zog für ihr Aufbaustudium in die USA und begann im Jahr 2005 bei BASF zu arbeiten. Seitdem hat sie verschiedene Obst- und Gemüsesorten analysiert und getestet, darunter Karotten, Wassermelonen, Zwiebeln, Melonen und Tomaten. Heute ist sie für die Erforschung von Qualitätsmerkmalen bei Obst und Gemüse zuständig, darunter Geschmack, Farbe, Textur, Festigkeit, Haltbarkeit und Nährwert.

 

Hast du dich schon immer für die Lebensmittelwissenschaft interessiert? Was hat dich zu diesem speziellen Fachgebiet geführt?

Ich habe in Indonesien meinen Bachelor-Abschluss in Chemie gemacht. Danach bekam ich einen Job in einer Zigarettenfirma und blieb dort zwei Jahre lang. Ich wusste, dass ich einen weiteren Universitäts-Abschluss machen wollte, aber nicht, welches Hauptfach ich wählen sollte.

Zunächst dachte ich, ich würde bei der Chemie bleiben, aber dann merkte ich, dass ich das nicht wollte, weil ich das Gefühl hatte, dass es zu theoretisch für mich war. Ich wollte etwas, das besser anwendbar ist, näher an meinem täglichen Leben. Als ich in der Zigarettenfabrik von den Lebensmittelwissenschaften erfuhr, dachte ich: 'Oh, vielleicht ist das genau das Richtige, denn es hat immer noch eine chemische Komponente, aber Lebensmittel haben mehr Praxisbezug'.

 

Was genau machst du heute bei BASF?

Im Grunde genommen erforsche ich heute die Qualität von Obst und Gemüse. Die Forschung selbst, die Ergebnisse, werden auf verschiedene Weise genutzt. Eine Möglichkeit ist, unseren Züchtern dabei zu helfen, die Genauigkeit ihrer Selektionsmethode zu verbessern. Die Züchter wählen Obst und Gemüse aus, das die Eigenschaften aufweist, die unter anderem aufgrund der Marktanforderungen oder der Bedingungen an bestimmten Standorten erforderlich sind.

Bei der Züchtung geht es im Wesentlichen darum, die richtigen Eigenschaftsprofile auszuwählen. Die Züchter müssen Produkte mit hoher Krankheitsresistenz auswählen oder bestimmte Eigenschaften wie eine bestimmte Farbe oder Festigkeit erzielen. Sie müssen das Material auswählen, das die gewünschte Eigenschaft aufweist und das für den Markt, in den sie eintreten wollen, relevant ist. Wenn sie für den nordamerikanischen, mittelamerikanischen oder südamerikanischen Markt züchten, werden die Eigenschaften anders sein als beispielsweise für den asiatischen, indischen oder australischen Markt. Daher müssen sie aus demselben Zuchtprogramm unterschiedliche Merkmale hervorbringen.

Die Forschungsgruppe, die ich leite, kommt von der nicht-molekularen Seite. Wir untersuchen jeden Fall aus einem biochemischen Blickwinkel und bieten so eine andere Perspektive. Wir arbeiten nicht mit Saatgut, nicht mit DNA oder RNA, sondern direkt mit dem Produkt, der Frucht oder dem Gemüse selbst.

Ein weiterer wichtiger Teil unserer Aufgabe besteht darin, unser Produktentwicklungsteam und seine Beziehungen zur Wertschöpfungskette zu unterstützen. In diesem Bereich setzen wir eine Menge an Nacherntetechnologien ein.

Gelegentlich versuchen wir den Erzeugern zu helfen, Antworten auf die Fragen, vor denen sie stehen, zu finden. Wenn das Problem des Erzeugers mit der Qualität des Obstes oder Gemüses in der Wertschöpfungskette zusammenhängt, können wir es mit Hilfe der Nacherntetechnologie vorübergehend lösen. In der Vergangenheit haben wir versucht, die Reifung der Früchte an der Rebe durch den Einsatz von Ethylen zu unterstützen. Die Idee dahinter ist, die Qualität der Lebensmittel zu verbessern.

Wenn zum Beispiel Früchte für den Export geerntet werden, sind sie in der Regel nicht voll ausgereift, so dass sie länger transportiert werden können. Sie haben allerdings nicht den gleichen Geschmack, weil sie nicht ausgereift sind. Und genau das versuchen wir mit Ethylen zu erreichen.

 

Wird dieser Bereich der BASF-Forschung ausschließlich im Labor in Davis durchgeführt?

Jede Kulturpflanze wird weltweit bearbeitet, und es sind Teams aus verschiedenen BASF-Niederlassungen in der ganzen Welt beteiligt. Wir stehe regelmäßig miteinander in Kontakt, um die größten Herausforderungen anzugehen und Informationen auszutauschen.

 

Was sind die größten Herausforderungen in deiner Forschung?

Unser biochemischer Ansatz ist mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden, da viele Umweltaspekte in die von uns berücksichtigten Merkmale einfließen. Das bedeutet, dass eine Kulturpflanze, die an Standort A angebaut wird, eine bestimmte Leistung erbringt, die sich von der Qualität der gleichen Kulturpflanze an Standort B unterscheiden kann.

Wir arbeiten nicht nur mit einer Kultur, sondern mit mehreren Kulturen. Und jede Kultur hat ihre eigenen Herausforderungen. Bei der Wassermelone zum Beispiel ist die Fruchtgröße eines der Hauptprobleme. Und wenn wir ein bestimmtes Merkmal für Wassermelonen entwickeln, kann es nicht einfach auf Zwiebeln übertragen werden, weil sie völlig unterschiedlich sind. Wir müssen uns speziell mit dieser Kulturpflanze befassen, wir müssen sie genau verstehen und die Eigenschaft kennen.

Der Aufbau von Wissen über eine bestimmte Kultur dauert einige Jahre. Und manchmal beschließen wir, unseren Fokus zu verschieben und statt nur die Frucht zu betrachten, auch die Dynamik auf der Blattebene zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass wir die Kulturpflanze noch einmal auf eine ganz andere Weise kennenlernen.

Bei Zwiebeln zum Beispiel müssen wir uns auch die einzelne Knolle ansehen. Der Grund dafür ist, dass die Uneinheitlichkeit der Knollen größer ist als bei Pflanzen wie Tomaten. Auf diese Weise versuchen wir, das Risiko der Uneinheitlichkeit zu verringern.

Wir können alle verfügbaren Forschungsarbeiten lesen, aber solange wir die Pflanze nicht verstehen, werden wir nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Wir müssen auch das Geschäft verstehen, was die Komplexität noch erhöht. Wir müssen verstehen, wo das Produkt tatsächlich hingeht, wofür unser Kunde das Produkt verwendet und wie komplex die Wertschöpfungskette ist, z. B. wie wir den Nährwert der Pflanze erhalten können.

 

Was gefällt dir am meisten an deiner Aufgabe in der Obst- und Gemüseforschung?

Jedes Jahr gibt es bei jedem Experiment eine neue Herausforderung, und mit jeder Herausforderung kann ich neue Erkenntnisse gewinnen. Es ist ein ständiger Lernprozess, der die Arbeit interessant macht, weil ich weiß, dass ich bei jedem Projekt, jeder Pflanze, jeder Eigenschaft und jedem Experiment etwas Neues zu erwarten habe.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an mariana.licio@basf.com 

Für Medienanfragen wenden Sie sich bitte an molly.birman@basf.com