23. September 2019
Nachhaltigkeit

Massenbilanz-Workshop: Experten diskutieren Recycling und Kreislaufwirtschaft bei BASF in Ludwigshafen

23.09.2019

Mehr als 90 internationale Experten für Recycling und Standardisierung aus Industrie, Nichtregierungsorganisationen, Zertifizierung und Politik kamen am 23. September bei BASF in Ludwigshafen zu einem Massenbilanz-Workshop zusammen. Sie diskutierten, wie der Massenbilanzansatz vereinheitlicht und standardisiert werden kann, um Modelle der Kreislaufwirtschaft voranzubringen. 

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(v. l. n. r.) Lars Kissau, Head of Strategic Planning BASF SE; Enrico Marchese, Quality Officer und Sustainability Manager Solvay; Mats Linder, Ellen MacArthur Foundation; Andreas Kicherer, Sustainability Expert BASF SE.

Im Mai hatte die CE 100 (Circular Economy 100)-Initiative der Ellen MacArthur Foundation ein Eckpunktepapier zum Massenbilanzansatz in der chemischen Industrie mit dem Titel „Enabling a Circular Economy for Chemicals with the Mass Balance Approach” vorgelegt. Darin wird erklärt, wie mit dem Massenbilanzansatz biobasiertes oder recyceltes Rohmaterial zur Herstellung chemischer Produkte verwendet werden kann. Das Papier war ein Ergebnis des gemeinsamen Projektes zum Thema „Massenbilanz“, zu dem BASF-Nachhaltigkeitsexperten und andere Unternehmen beigetragen hatten.

„In dem Workshop mit Experten aus verschiedenen internationalen Organisationen wollten wir auf der Grundlage des Eckpunktepapiers die nächsten Schritte hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit dem Massenbilanzansatz skizzieren und anstoßen“, sagte Lars Kissau, Leiter der Strategischen Planung bei BASF.

Die Chemieindustrie verwendet wenige Rohstoffe, um daraus zehntausende unterschiedliche Produkte herzustellen. Der Löwenanteil der chemischen Produktion nimmt ihren Anfang in einem sogenannten Steamcracker. Mit Hilfe von Dampf (engl. „steam“) wird hier Rohbenzin (Naphtha), das aus langen Kohlenwasserstoffketten besteht, aufgespalten (von engl. „to crack“ spalten). Dabei entstehen kürzere Moleküle, die Grundbausteine für die weitere Produktion. Dazu gehören etwa Wasserstoff, Methan, Ethen und Propen, die hauptsächlich zu Kunststoffen, Lacken, Lösungsmitteln oder Pflanzenschutzmitteln verarbeitet werden.

Das Massenbilanz-Prinzip funktioniert wie beim Ökostrom: Obwohl der Verbraucher nicht weiß, ob exakt der Strom, den er im eigenen Haushalt verbraucht, direkt aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde, steigt doch der Anteil von ökologisch erzeugtem Strom im Gesamtnetz mit der Nachfrage. In der chemischen Industrie werden recycelte oder biobasierte Rohstoffe am Anfang in die Produktion eingespeist und rechnerisch den Endprodukten zugeordnet. Das kalkulatorische Prinzip bietet Vorteile für die chemische Industrie: Treibhausgasemissionen werden reduziert und fossile Rohstoffe eingespart, während Produktqualität und -eigenschaften gleichbleiben. Die Produkte lassen sich genauso weiterverarbeiten wie herkömmlich hergestellte Stoffe. So müssen weder Formulierungen noch Anlagen oder Prozesse angepasst werden. Auch der Kunde, der massenbilanzierte Produkte kauft, kann sie wie gewohnt einsetzen und profitiert von der gleichen Qualität.

Unabhängige Institute auditieren die Allokation, also die rechnerische Zuordnung, des nachhaltigen Rohstoffs zum Endprodukt. Allerdings wenden die Experten bisher noch unterschiedliche Methoden, sogenannte Standards, für die Auditierung und Zertifizierung an.

„In dem Workshop haben wir wichtige Impulse für die Harmonisierung und Standardisierung sowohl der Allokationsmethode als auch der Zertifizierung für massenbilanzierte Produkte gesetzt“, so Andreas Kicherer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei BASF. „Durch eine Standardisierung wird der Massenbilanzansatz bei den Kundenindustrien höhere Glaubwürdigkeit gewinnen und größere Transparenz in der Kundenkommunikation ermöglichen.“ 

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Birgit Hellmann
Global Sustainability Communications
Letzte Aktualisierung 23. September 2019